Budapest – Metropole an der Donau – Teil 1
Budapest – Metropole an der Donau – Teil 2
Budapest – Metropole an der Donau – Teil 3
Im Rahmen unseres Projekts Osteuropa kennen lernen waren meine Schulfreundin und ich im Mai diesen Jahres in Budapest.
Wir hatten uns eine Liste mit unseren Interessensschwerpunkten anhand der Reiseführer erstellt, die wir aber nicht eisern abhaken wollten, sondern nach Situation und Lust, Wetter und Tagesform umsetzen wollten und vor allen Dingen Platz für Überraschendes zu lassen.
Manches hat auch nicht geklappt (eine Führung im Parlamentsgebäude war die ganze Woche ausgebucht), Manches haben wir verworfen ( Sisis Schloss Gödöllő war auch mit Fragezeichen auf der Liste).
Oder wir haben es verworfen, wie den Besuch des Géllertbades, nachdem wir das ziemlich heruntergekommene, seit Jahren leerstehende Géllert Hotel von Nahem gesehen haben, die Halle des Bades ein bisschen eingestaubt fanden und der ausschließliche Tagespreis von 27 Euro uns auch nicht mehr motiviert hat.
Und ich habe hier nicht über alle Orte, die wir besichtigt haben, berichtet, wie z.B. die große Markthalle oder die Akademie der ungarischen Künste mit ihrem Prachtgebäude, den Ausstellungen und der Dachterrasse.
Wir sind viel zu Fuß gelaufen, haben häufig die Straßenbahn, manchmal die U-Bahn genutzt und sind mit dem Ausflugsdampfer auf der Donau entlang geschippert, um die glanzvolle Silhouette der Stadt zu genießen.
Die Donau und Budapest
Die Donau ist eine der ältesten und bedeutendsten europäischen Handelsrouten und verbindet dabei unterschiedliche Kulturkreise. Politische Spannungen und Kriege bewirkten immer wieder Sperren und Behinderungen der Wasserstraße.
Seit 1989 hat die Donau wieder ihre wirtschaftliche Bedeutung erhalten.
Budapest ist aufs engste mit dem Donaustrom verbunden. Die ambitionierten Ziele der Stadtplanung in Budapest haben schon sehr früh – im Unterschied zu Wien – die Schauseiten von Pest und Buda an die Flussufer gebunden.
Natürliche Bedingungen haben die urbane Gestaltung begünstigt, wie z.B. das unmittelbare Herantreten der Bergrücken an den Strom in Buda.
Die Stadtlandschaft von Budapest kann als erstes europäisches Beispiel für ein gelungenes waterfront development gelten. (nach Elisabeth Lichtenberger: Budapest: die wichtigste Stadt Ostmitteleuropas. In: Der Bürger im Staat Heft 2/97)
150 Jahre Budapest
Budapest, das ist die Stadt, die 1873 entsteht, als sich die Stadtteile Buda, Óbuda und Pest zur neuen Metropole der österreichisch-ungarischen Monarchie zusammenschließen. Budapest ist damit eine Brückenstadt.
9 Brücken führen in Budapest über die Donau.
Neben Berlin entwickelt sie sich zur am schnellsten wachsenden europäischen Stadt im fin de siècle, die berühmt wird für ihre Gründerzeitgebäude, für ihre Kaffeehäuser, für ihr europäisches Flair.
Am 17. November 2023 veranstaltete die Budapester Stadtverwaltung eine opulente Geburtstagsfeier. Und es folgten zahlreiche Veranstaltungen zur Feier des Jubiläums, darunter auch Programme zur Verbesserung der Infrastruktur.
(nach https://dailynewshungary.com/de/this-is-how-budapest-celebrates-its-150th-birthday/)
Ungarischer Jugendstil
In Ungarn heißt der Jugendstil, wie in Österreich, Sezession (Szecesszió).
In Ungarn hat der Begriff darüber hinaus eine politische Dimension: Nach dem Ausgleich mit Habsburg im Jahr 1867 setzte auf allen Gebieten, auch in der Architektur, eine Magyarisierung ein. So wurde der damals noch neue Jugendstil zu einer Art ungarischem Nationalstil. Hauptvertreter des Jugendstils in Ungarn war Ödön Lechner. Schon von Weiten fallen die von ihm entworfenen Gebäude mit bunter Baukeramik (Majolika-und Pyrogranit-Kacheln), die in der Zsolnay Manufaktur in Pécs hergestellt wurde, auf.
Sie sind oft auch mit pflanzlichen Motiven, stilisierten Blumenmotiven, meistens aus der ungarischen Volkskunst mit orientalischen Einflüssen, verziert.
Die Königliche Postsparkasse (Postatakarékpénztár)
Die ehemalige königliche Postsparkasse steht im Herzen der Innenstadt von Budapest nur wenige Meter westlich vom Freiheitsplatz in unmittelbarer Nähe zur amerikanischen Botschaft.
Wie an jedem Jugendstil- Gebäude von Lechner sind auch an der Königlichen Postsparkasse Keramikverzierungen und Keramikziegeln am Dach aus der Zsolnay Manufaktur. Am Giebel gibt es Bienenkörbe mit Bienen, die die Sparsamkeit symbolisieren.
Das Gebäude gehört der ungarischen Nationalbank. Die staatliche Schatzkammer befindet sich darin und leider ist der Zutritt verboten.
Die wunderschönen Fliesendächer kann man nur aus der Ferne oder von oben bestaunen.
Das haben wir geschafft! Das Hotel President hat eine Dachterrasse, von der man einen atemberaubenden Blick auf das Dach der Postsparkasse und der Umgebung hat. Zwei sehr freundliche amerikanische Damen halfen uns mit ihrer Zimmerkarte, den Lift zur Dachterrasse zu besteigen und den Blick und ein happy hour Bier zu genießen.
Török-Bankház Gebäude
Am Bankhaus Török sind wir mehrfach vorbei gelaufen. Es liegt im Herzen der Innenstadt am Szervita tér (Platz).
Die Fassade sticht hervor durch Miksa Róths, bekannter ungarischer Glasmaler und Mosaikkünstler, riesiger Mosaikkomposition – der größten in Budapest.
Im Zentrum des geschwungenen Giebels verkörpert die Frauengestalt die Patrona Hungariae, eingerahmt von Steinmasken.
Pariser Hof – Parisi Udvar
An dem auffälligen Gebäude mit der fantastischen Jugenstilarchitektur sind wir vorbeigelaufen auf unserem Weg ins Café Central.
Das Gebäude von Architekt Henrik Schmahl stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert und wurde für die Belváros-Bank, sowie als Einkaufspassage errichtet. Vorbild für den Bau war die Passage des Panoramas, die wichtigste überdachte Passage von Paris, was sich letztlich im Namen der Budapester Passage widerspiegelte.
Nach umfangreichen Renovierungen sind nun ein Luxushotel und ein Restaurant-Café eingezogen.
Der Pariser Hof vereint venezianische Gotik mit Neorenaissance und Jugendstil. Das Haus wird von einem spektakulären Glasdach gekrönt und ist eines der größten, komplett mit Majolikakacheln verkleideten Gebäude in Europa. Zahlreiche Reliefs und Figuren verzieren die Hausfronten. Im Inneren ist die glasüberdachte Arkade mit Gusseisenkonstruktionen, Ziergiebeln, Statuen und Holz verziert, die Mosaikfußböden strahlen exotisches Flair aus.
Das haben wir bestaunt, weil wir beim zweiten Vorbeigehen einfach mal reingeschaut haben!
Gresham Palace
Das Budaer Burgviertel – Kultur und Kräne
Vom Deák Ferenc tér sind wir mit der Straßenbahn am Parlamentsviertel vorbeigefahren, haben die Donau überquert und sind am Széll Kálmán tér ausgestiegen. Das war schon eine erlebnisreiche Fahrt mit vielen schönen Aussichten.
Von da haben wir uns den Berg weiter bis auf das Plateau begeben, wo wir durch mittelalterliche Straßen mit restaurierten hübschen Häuschen entlang geschlendert sind.
Matthiaskirche und Fischerbastei
Von den idyllischen Altstadtgassen kommend, öffnet sich der Hauptplatz des Burgviertels, der Dreifaltigkeitsplatz (Szentháromság tér), mit dem Blick auf die Matthiaskirche und die Fischerbastei, das Denkmal für Stephan I., den ungarischen Nationalheiligen und von 1000 bis 1038 ersten König des von ihm begründeten Königreiches Ungarn. Hinter der Matthiaskirche steht die Pestsäule und das Finanzamt, das gerade restauriert wird.
Nach der wohltuenden Beschaulichkeit herrschte reges Treiben auf dem Platz und lange Schlangen vor den Kassenhäuschen. Da wir zu zweit waren, konnten wir gleichzeitig Eintrittskarten für die Matthiaskirche und den Aufgang zur Fischerbastei erwerben.
Budapest – Metropole an der Donau – Teil 1
Budapest – Metropole an der Donau – Teil 2
Budapest – Metropole an der Donau – Teil 3
Liebe Barbara,
Ich war in den anfangs 1990ziger Jahren mehrmals in Budapest und habe noch die Nachwendezeit etwas miterlebt und den verblichenen „Charme“ des sogenannten Gulasch-Kommunismus. Aber gleichwohl hat mich diese Stadt von Anfang an beeindruckt und ich war auch fasziniert von der ungarischen Spielart des Jugendstils. Heute sieht das alles perfekt aus durch die vorgenommenen Restaurationen. Wieder ganz wunderbare Fotos und ein super recherchierten Text. In der Matthias Kirche musste man damals übrigens keinen Eintritt zahlen .
Liebe Grüße Rainer
Lieber Rainer,
danke für deine kenntnisreiche Rückmeldung!
Wir waren auch sofort von dieser Stadt begeistert. Und die Jugendstilgebäude waren sehr beeindruckend. Ein Highlight war natürlich, dass wir von der Dachterrasse des Hotel President das Dach der Postsparkasse so gut sehen konnten. Ich mag diese Fliesen aus der Manufaktur Zsolnay. Das hat mich schon beim Stephansdom in Wien fasziniert. Aber in Budapest sind diese Fliesendächer über die ganze Stadt großzügig verteilt. Das würde ich gerne noch mal systematisch erkunden.
Liebe Grüße
Barbara
Hallo liebe Barbara,
wie wir Dich kennen, ausdrucksstarke, kontrastreiche, bunte, faszinierende Aufnamen und tiefgründig erläuternde Texte.
Deine anschaulichen Berichte ersetzen teilweise die Reise in die dargestellten Orte. Wir sind schon gespannt auf Deine nächsten Berichte.
Liebe Ela, lieber Wolfgang,
herzlichen Dank für eure prompte Rückmeldung!
Euer Lob freut mich und motiviert mich sehr! Aber für dich, Wolfgang, gilt natürlich selber reisen. Mit deiner Welterfahrung bist du mir ja Längen voraus.
Helga und ich haben unser Osteuropa-Kennenlernen-Projekt wieder aufgenommen und uns für Budapest entschieden. Eine wunderschöne Stadt. Wir haben viel gesehen, sind viel gelaufen oder mit der alten Straßenbahn die Ufer entlang gerattert und waren trotzdem ganz entspannt. Es kam uns vor, als hätten wir hauptsächlich in Cafés gesessen.
Ich wollte die Hauptaspekte der Stadt in einem Beitrag darstellen. Das hat das System gesprengt, und ich musste den Beitrag in drei Teile teilen. Aber so gefällt es mir auch.
Herzliche Grüße
Barbara