Budapest – Metropole an der Donau – Teil 1
Budapest – Metropole an der Donau – Teil 2
Budapest – Metropole an der Donau – Teil 3
Die Matthiaskirche
Die Matthiaskirche ( Mátyás templom) ist die bekannteste Kirche von Budapest. Die Kirche – offiziell Liebfrauenkirche – war die erste Kirche auf dem Schlossberg. Sie ist als Teil des UNESCO-Welterbes eingetragen. Sie ist auch als Krönungskirche bekannt. Denn hier fanden die Krönungszeremonien von Karl I. Robert von Anjou (1309), Franz Joseph I. (1867) und Karl IV. (1916) statt.
Besonders spektakulär waren die Krönungsfeierlichkeiten am 08. Juni 1867 bei der Krönung von Kaiser Franz-Josef und seiner Frau Sisi mit der ungarischen Königskrone. Eine Bestätigung der K.-u-k. Monarchie Österreich-Ungarn.
Benannt wird sie nach König Matthias Corvinus, 1443 in Cluj-Napoca (Klausenburg, Siebenbürgen) geboren und 1458-1490 ungarischer König, der den gotischen Turm 1470 wiederaufbauen ließ und maßgeblich zum heutigen Baukörper der Matthiaskirche beigetragen hat.
Ich habe von Matthias Corvinus auf meiner Rumänienrundreise gehört und dieses Bild in Cluj Napoca, Klausenburg/Siebenbürgen gemacht. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde im Vertrag von Trianon 1920 Siebenbürgen Rumänien zugeschlagen.
Kulturhistorisch ist die Herrschaft von Matthias Corvinus vor allem durch seine Rezeption der italienischen Renaissance und des Renaissance-Humanismus bedeutsam. Buda und auch Wien profitierten sehr stark von den Renaissancekünstlern, die er an seinen Hof holte, und den engen Beziehungen, der er zu Florenz und Lorenzo il Magnifico aus der Medicifamilie unterhielt.
Seit ihrer Erbauung im 13. Jahrhundert wurde die Kirche während diverser Kriege zerstört und nach dem Zweiten Weltkrieg im gotischen Stil wieder aufgebaut und erweitert. Zwischen 2006 und 2013 erfolgte eine umfangreiche Rekonstruktion der Kirche. Es wurden Steine erneuert, Glasfenster, 11.000m² dekorative Bemalung, eine erneuerte Orgel sowie 149.500 Zsolnay-Dachziegel.
Sie sind auch das markanteste Merkmal der gesamten Matthiaskirche an der Südfassade.
Der Rabe mit dem goldenen Ring stellt das Wappen der Familie Hunyadi, das königliche Wappen von Matthias Corvinus da.
Es ist mehrfach an der Kirche zu finden. Ich habe den Raben mit dem goldenen Ring auf dem Dach der Spitze des südöstlichen Turms aufgenommen.
Der eher dunkle Innenraum glänzt mit viel Gold und einem schier unerschöpflichen Repertoire an Mustern und Formen auf den Wänden und Säulen. Die heutigen Verzierungen im Inneren erhielt die Kirche beim Umbau im 19. Jahrhundert.
Darunter zu finden sind auch die reichen Ziermalereien, die aus mehrfarbigen geometrischen und pflanzlichen Elementen bestehen und eine Arbeit von Bertalan Székely und Károly Lotz sind.
Mir hat am besten eine Komposition von Bertalan Székely gefallen.
An der relativ ruhigen und dunklen inneren Westfassade führt der Blick unweigerlich zu einem kleinen runden Glasfenster – Agnus Dei – dem Lamm Gottes.
Asymmetrisch verlaufende architektonische Rundstrukturen führen in die Tiefe und damit zum Licht des Fensters von Székely. Die Betonung eines Fensters durch Asymmetrie ist ungewöhnlich und beeindruckend.
Die Fischerbastei
Der Entwurf für die Fischerbastei geht zurück auf den Architekten Frigyes Schulek.
Der Bau erfolgte in der Zeit von 1895 bis 1902. Die Architektur vereint neogotische und neoromanische Elemente.
Der Standort an der Stadtmauer entspricht dem Bereich, an dem sich im Mittelalter eine Schutzbastei der ortsansässigen Fischergilde befand.
Um an den Einsatz dieser Fischergilde zu erinnern, wurde die Bezeichnung Fischerbastei (ungarisch Halászbástya) gewählt.
Darüber hinaus war im Mittelalter der Fischmarkt in Nähe der einstigen Schutzbastei untergebracht.
Die Fischerbastei ist vor allen Dingen eine spektakuläre Aussichtsplattform und bietet einen wunderschönen Blick zurück auf die Matthiaskirche und auf die Pester Seite der Donau. Ich habe versucht, die Zinnen und Rundbögen in die Fotos einzubeziehen.
Schlossportal, Standbahn und Kettenbrücke
Nach dem Besuch in der Fischerbastei haben wir eine Pause im legendären Café Ruszwurm gemacht (s.unten) und haben uns dann in Richtung Standbahn bewegt, weil wir unbedingt damit fahren wollten.
Wir haben uns bewusst entschieden, den Burgpalast selbst auszusparen, weil der mehrere Museen beherbergt und auch fotografisch interessant ist. Wir dafür aber einen extra Tag veranschlagen wollten.
Deshalb habe ich nur das imposante Schlossportal aufgenommen.
Das Nationale Hauszmann Programm
Der Weg dahin war mit Baustellen und Kränen übersäht (ich habe die Kräne bewusst nicht wegretuschiert), eine Bautätigkeit, die schon Jahre andauert und sicher noch viele Jahre in Anspruch nehmen wird.
Was wird gebaut?
Die zweite Orbán-Regierung (2010-2014) hat beschlossen, das Burgviertel aus seinem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf zu wecken, in dem die zerstörten Gebäude wieder aufgebaut, beziehungsweise die originale Architektur wiederhergestellt wird. Dazu wurde das Nationale Hauszmann-Programm am 01.01. 2019 von der Regierung verabschiedet.
Namensgeber wurde der ungarische Architekt Alajos Hauszmann (1847-1926), der den Umbau des Burgpalastes zur Zeit der Jahrhundertwende geleitet hatte.
To us, the Castle has always meant much more than the
sum of its buildings, walls and towers. For centuries,
the Buda Castle bas been a bastion of Hungary’s
public and ecclesiastical life, culture, citizenship, and freedom. It embodies the values which continue to define our national identity.
The restored squares
and buildings of the Castle
District evoke the golden age
of this locality in the late
19th and early 20th century.
GERGELY FODOR
Government Commissioner
Chairman of the Board
of Várkapitányság NZrt.
Das Budapester Burgviertel auf der Budaer Seite blickt auf eine mehr als 750-jährige Geschichte zurück.
In den vergangenen Jahrhunderten war es Schauplatz von mehreren Kriegen sowie Besatzungen.
So wurde es neben den Türken und den Habsburgern auch von den Deutschen und den Sowjets besetzt.
Vor dem Zweiten Weltkrieg befand sich nicht nur die Residenz des Staatsoberhaupts im Burgpalast, sondern auch das Amt des Ministerpräsidenten und die Ministerien waren in der unmittelbaren Nähe untergebracht. Die wunderschönen Gebäude haben zuletzt im Zweiten Weltkrieg erhebliche Schäden erlitten, den Gnadenstoß hat ihm jedoch das anschließende kommunistische System versetzt.
Ministerpräsident Victor Orbán selbst ist 2019 schon in das ehemalige Karmeliterkloster gezogen.
Der Staatspräsident Ungarns hat seinen Sitz im Sándor Palais.
Für viele kritische Budapester hat der Umzug der Ministerpräsidentschaft vom Pester Donauufer in die Burg symbolische Bedeutung.
Zuletzt war das Burgviertel vor dem Zweiten Weltkrieg unter der autoritären Herrschaft Miklós Horthys politisch besetzt.
Horthy näherte sich in den dreißiger Jahren den faschistischen Regimes in Italien und Österreichs an.
Die Regierung betont, dass der Umzug eine räumliche Trennung von der legislativen Gewalt ermöglichen soll. Räumlich vielleicht. Aber sonst?
Victor Orbán bezeichnet seine Herrschaftsform als illiberale Demokratie.
Und er hat mit seiner Fidesz-Partei entsprechend konsequent die Demokratie umgebaut.
Es gebe ein systemisches Problem mit den Grundrechten in dem Land, sagte Justizkommissar Didier Reynders. Die Verstöße beziehen sich nach Angaben von EU-Vizekommissionspräsidentin Věra Jourová auf alle vier Säulen der Rechtsstaatlichkeit:
https://www.zeit.de/politik/2024-07/ungarn-eu-bericht-rechtsstaatlichkeit
das Justizsystem, die Maßnahmen gegen Korruption, die Pressefreiheit sowie die Gewaltenteilung.
Hierzu auch:
https://www.ardmediathek.de/video/phoenix-plus/viktor-orban-geld-macht-eu/phoenix/Y3JpZDovL3Bob2VuaXguZGUvNDQxODI0Nw
Budavári Sikló – Die Budapester Standseilbahn
Eine interessante und zugleich auch angenehme Möglichkeit, um vom Donauufer auf den Burgberg zu gelangen, ist mit der Standseilbahn Budavári Sikló zu fahren.
Wir haben den umgekehrten Weg eingeschlagen, der nicht minder interessant war und atemberaubende Ausblicke eröffnete. Die im altmodischen Stil nachgebauten Wagen und die Bahnanlage erinnerte uns an die Nerobergbahn in Wiesbaden.
(Die Nerobergbahn von 1888 ist die älteste mit Wasserballast betriebene Drahtseil-Zahnstangenbahn Deutschlands. Als Standseilbahn wird ihre Geschwindigkeit durch eine Handbremse reguliert und der Antrieb basiert mittels Wasserballast auf Schwerkraft.)
Die Standseilbahn wurde 1870 eröffnet und ist zugleich eine der ältesten weltweit, die noch den Originalgleiskörper benutzt.
Als die Bauarbeiten 1868 begannen, war sie nach Lyon erst die zweite ihrer Art in Europa.
Damals waren es vor allem die Beamten im königlichen Palast, die eine Erleichterung ihres täglichen Aufstiegs auf den Burgberg wünschten.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Budavári Sikló weitgehend zerstört und erst 1986 wieder eröffnet.
Auf einer Länge von 95 Metern überwinden die beiden im alten Stil in den 1980er Jahren neu gebauten Wagen einen Höhenunterschied von 51 Metern bei einer maximalen Steigung von 48 Prozent.
Die Fahrzeit für die maximal 24 Fahrgäste je Wagen zwischen den beiden Stationen beträgt heutzutage eine reichliche Minute. Technisch möglich wäre auch die doppelte Geschwindigkeit, jedoch hat man schon kurz nach der Wiedereröffnung zugunsten eines besseren Erlebnisses auf die langsamere Fahrt umgestellt.
Die Kettenbrücke als Symbol
Die Kettenbrücke symbolisiert wie kaum ein anderes Bauwerk des 19. Jahrhunderts Budapests Aufstieg von der Provinzstadt zur Metropole.
Erbaut wurde sie zwischen 1842 und 1849. Die Spannweite zwischen ihren beiden Pfeilern beträgt 202 Meter. Die ursprüngliche Konstruktion wog mehr als 2.000 Tonnen. Sie war noch nicht vollkommen fertiggestellt, als die Österreicher zur Zeit des Freiheitskampfes auf dem Rückzug nach Buda versuchten, sie in die Luft zu sprengen.
Der unfachmännisch angebrachte Sprengstoff konnte der Brücke jedoch wenig anhaben.
Sehr fachmännisch wiederum brachten die Deutschen 1945 den Sprengstoff an. Sie zündeten ihn und versenkten das Mittelstück der Brücke in der Donau.
Am 21. November 1949 konnte sie nach langen originalgetreuen Aufbauarbeiten am 100. Jahrestag der ersten Brückeneinweihung wiedereröffnet werden.
Die Kettenbrücke ist auch ein Symbol der Unabhängigkeit und war Schauplatz von Demonstrationen während des Falls des Eisernen Vorhangs 1989.
Eine Schifffahrt auf der Donau
Nach zwei recht aktiven Tagen entschieden wir uns für einen etwas beschaulicheren Tag und buchten eine Donauschifffahrt mittags und auch gleich für den Abend.
Es war schön, die Gebäude auf dem Burgberg in Buda und die Gebäude auf der Pester Seite – vor allen Dingen das Parlamentsgebäude – gemächlich vom Wasser aus zu betrachten und unter den spektakulären Brücken entlang zu fahren.
Die Abendfahrt war leider etwas früher als zur blauen Stunde, aber spätestens auf der Rückfahrt kamen wir auf unsere Kosten. Begleitet wurde diese Fahrt von einem Glas Sekt für jeden Gast. Eine Geste, die zur allgemeinen guten Stimmung beitrug.
Die Freiheitsbrücke symbolisiert die Freude an Schmuck und Zierde, wie sie an kaum einem anderen Bauwerk des Fin-de-siecle zu finden ist.
Auf jedem Brückenpfeiler steht ein Turul, der mythische Vogel der Ungarn, auf einer Goldkugel, die Flügel zum Abflug gespreizt.
Mir gefällt diese filigrane Brücke besonders gut. Sie sticht ab von der (scheinbar) standfesten, trutzigen Kettenbrücke.
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Liebe Barbara,
dein Bericht über die wirklich beeindruckende Matthias Kirche hat bei mir sehr besondere Erinnerungen ausgelöst, weil ich dort 1995 bei einer Hochzeit Trauzeuge war und mich mit meiner Unterschrift in den Kirchenbüchern „verewigt “ habe.Das war also vor der großen Renovierung, aber gleichwohl war die Matthias Kirche auch seinerzeit von opulenter Pracht.
Du hast es genau richtig gemacht: Eine Rundfahrt auf der Donau mit einem Glas Sekt und dabei das wunderbare Panorama des „Paris des Ostens“ vom Wasser aus genossen.
Liebe Grüße Rainer
Lieber Rainer,
beim Besuch der Matthiaskirche habe ich auch an dich gedacht und mir eine Hochzeitsgesellschaft vorgestellt. Sicherlich ein festlicher Rahmen. Ich finde die üppigen Malereien eindrucksvoll.
Mein persönlicher Geschmack tendiert aber eher zu romanischen Kirchen mit dicken Säulen und klaren Formen. Das Dach hat mich wieder fasziniert und die Geschichte um Matthias Corvinus und dem Raben auf dem Dach. Und dass ich durch meinen Besuch von Rumänien die Verbindung herstellen konnte. Ungarn musste nach dem Ersten Weltkrieg etwa 2/3 seines Staatsgebietes an die umliegenden Staaten abgeben. Siebenbürgen fiel an Rumänien. Eine visuelle Darstellung der Geschichte!
Ja, besonders die Abendfahrt auf der Donau war ei Genuss. Ich schaue mir Städte gerne laufend, von oben und vom Wasser aus an. Wechselnde Perspektiven verschaffen immer wieder neue Eindrücke.
Liebe Grüße
Barbara