Licht und Farben im Herbst

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Der November hat uns zwar den Lockdown light beschert, aber bisher auch sonnige Tage, die auffordern, die nähere Umgebung zu erkunden und festzuhalten.
Ich lade euch ein, mit mir ein Stück auf meiner Haus-und Hofstrecke an der Mosel entlang zu laufen, einen Blick auf das Nachmittagslicht in der Altstadt zu werfen und das Farbenspiel in den Winninger Weinbergen zu genießen.

An der Mosel

Wenn der Morgennebel sich über der Mosel hebt und die Sonne mit voller Kraft strahlen kann, entfalten sich die Herbstfarben besonders intensiv.

In der Altstadt

Auf meinem Weg zur Bäckerei Barth in der Kornpfortstrasse und meinem Friseur in der Gymnasialstrasse radelte ich an ein paar architektonisch interessanten Gebäuden vorbei und freute mich über das Spiel von Licht und Schatten an diesem Nachmittag.
Die krassen Schatten auf dem Gebäude Deutscher Kaiser, einem spätgotischen Wohnturm aus dem 15. Jahrhundert. Die Reflexion des Baums und der Laterne in der Fensterscheibe, die Sonnenstrahlen um das Johannes-Müller-Denkmal auf dem Jesuitenplatz mit seinem einzigartigen Ensemble von Barockgebäuden.
Der Anatom und Physiologe Johannes Müller (1801-1858) wurde am 14.7.1801 in der heutigen Koblenzer Altstadt, unweit des Jesuitenplatzes geboren.
Kaum zu glauben, dass der Jesuitenplatz wie alle anderen Plätze in Koblenz bis zur Altstadtsanierung Mitte der 80er Jahre Parkplätze waren!
Der Rathausplatz mit seinen Torbögen, dem Schängelbrunnen und der großen, schattenspendenden Platane. Und das Augustator, das alte Schultor des Görres-Gymnasiums von 1894. Es ist in der Form der deutschen Renaissance gehalten. Bewusst wurde durch die Nachahmung der Portale des Jesuitenkollegs eine gemeinsame Linie geschaffen. Außerdem wollte man antike Architekturmotive einfügen, um eine Verbindung zum Humanismus zu ziehen. Im Gedenken an die Förderin der Schule Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach wurde die Schule 1894 umbenannt in Kaiserin-Augusta-Gymnasium.
Die Inschrift lautet:

Kaiserin -Augusta-Gymnasium
Gegründet 1582 – Wiedererbaut 1894

In den Weinbergen

Durch die Weinberge zu laufen und den Blick von oben über die bunten Farben der Blätter hinab ins Moseltal schweifen zu lassen, ist traumhaft!
Der umgekehrte Blick von unten nach oben offenbart, wie steil die Hänge sind und läßt ahnen, wie anstrengend die Arbeit im Wingert sein muss.

Und war mein Spaziergang hauptsächlich ein Augenschmaus, so habe ich noch zwei Dinge dazu gelernt:

Rosen werden am Anfang einer Zeile gepflanzt. Sie sind empfindlicher gegenüber Krankheiten wie Mehltau und zeigen die Symptome schneller als die Rebe an. Die Rose wird deshalb im Weinbau als Indikatorpflanze bezeichnet, da Winzer so noch rechtzeitig reagieren können, falls ein Schädlingsbefall oder eine Krankheit vorliegt.
Zurzeit haben die Rosen gerade geblüht. Ein echter Hingucker!

Auf dem Hexenhügel befindet sich ein  Denkmal zur Erinnerung an die Opfer der Hexenverfolgung.
Die Winninger Hexenprozesse forderten im 17. Jahrhundert etwa zwanzig Opfer. Das Denkmal wurde bereits 1925 errichtet und zählt somit zu den ältesten Denkmälern für die Hexenverfolgung. Es liegt nicht weit vom Flugplatz Winningen im Laubwald versteckt. Das Denkmal trägt eine Inschrift mit den Namen der Verbrannten, die sich über die vier Seiten der Stele hinzieht und folgendermaßen beginnt:

Hexenhügel
In der dunkelsten Zeit
des Aberglaubens
in den Jahren 1641–1651 fanden hier den Feuertod

Wer zwar die Sonne an der Mosel schätzt, sich aber nach der Wärme der Karibik sehnt, dem empfehle ich eine virtuelle Reise nach Kuba!

12 Replies to “Licht und Farben im Herbst”

  1. Liebe Barbara,

    den goldenen Herbst hast du mitsamt seiner Vielfalt an Farben wunderbar eingefangen.
    Zwar ist unsere Region nicht mit Kuba vergleichbar, aber doch auch schön!
    Beste Grüße

    1. Lieber Daniel,

      danke für dein Lob. Alles hat seine Zeit. Und jetzt steht eben unsere Region im Vordergrund. Ich bin allerdings sehr froh, Kuba intensiv erlebt zu haben. Wer weiß, ob wir in naher Zukunft wieder so unbeschwert reisen können.
      Liebe Grüße, Barbara

  2. Liebe Barbara,
    unsere Heimat an Rhein und Mosel ist gerade jetzt im Herbst – bei dem sonnigen Wetter in den letzten Tagen – besonders schön. Ich konnte das auch in der vergangenen Woche an einem überstundenfreien Tag genießen. So intensive Farben findet man in keiner anderen Jahreszeit. Du hast das fotographisch wieder perfekt eingefangen!
    Liebe Grüße
    Rainer

    1. Lieber Rainer,

      danke für deine Rückmeldung! Bisher ist das Wetter auch gnädig mit uns. Nicht so trüb und dunkel. Ich hoffe, das bleibt so, denn ich fürchte, dass Kultur und Gastronomie weiterhin geschlossen bleiben.
      Liebe Grüße
      Barbara

  3. Deine Fotos machen Lust, Koblenz und Umgebung zu erkunden. Ich kenne es noch nicht. Vielleicht wird etwas im Herbst 2021 daraus- jedenfalls hoffe ich das.

    1. Liebe Christiane,

      das freut mich. Die Lage an Rhein und Mosel (die Lahn ist auch nicht weit), die Höhenwege, die Altstadt und die Winzerwirtschaften laden zu einem Besuch ein. Sag Bescheid, dann können wir uns treffen.
      Liebe Grüße
      Barbara

  4. Auch ich bin ganz berauscht von den Farben, ganz wunderschön! Die Weinberge lassen auf einen guten Schoppen zum „Berauschen“ hoffen, oder ist das nicht schicklich? Aber wie soll man sonst den lockdown überstehen?
    Übrigens: Auch ich kannte die Gedenkstätte nicht. Bis spät ins 18. Jh. wurden tatsächlich Frauen und Mädchen mit Namen von immer noch ansässigen Winninger Familien grausam getötet, meistens aus materiellen Gründen, weniger aus religösen! Winningen war schließlich bereits evangelisch – bis zum heutigen Tag eine Enklave im katholischen Bistum Trier!

    1. Liebe Ulrike,

      wunderbar, dass du dich durch meine Fotos berauschen lässt! Das war durchaus die Absicht.
      Die Nachnamen der verbrannten Frauen gibt es bis heute in Winningen. Ich schätze, dass die Frauen gesellschaftlich unbequem und unerwünscht waren und man sie zum Sündenbock für Missstände machte und sich ihrer entledigte. Der Feuertod diente vermutlich auch zur Abschreckung und damit zur Sicherung der Machtverhältnisse.
      Liebe Grüße, Barbara

  5. Liebe Barbara,
    Zeichnen mit Licht, das ist die hohe Kunst der Fotografie. Das Licht schenkte sich Dir im farbintensiven November und hast wunderbare „Zeichnungen“ damit erstellt. Die Weinberge sind in diesem Monat ihre Lasten los und bedanken sich unter Licht mit diesen schönen Farben. Du hast sie mit Deiner Kamera so perfekt eingefangen!
    Nachdem Du Dich in Berlin an den künstlerischen Farben berauscht hast, berauschst Du Dich nun an den natürlichen. Und wenn man bedenkt, dass die Weinberge noch ganz andere Räusche für uns bereit halten…
    Ich freu mich auf Deinen nächsten fotografischen Rausch.
    Danke! Und liebe Grüße
    Wolfgang

    1. Lieber Wolfgang,

      danke für deine prompte Rückmeldung. Ich liebe Farben und Licht am Morgen, Nachmittag und Abend. In den Weinbergen konnte man sogar noch übrig gebliebene Trauben pflücken, die süß wie Rosinen waren. Und dann kommt der Wein. So läßt es sich selbst in Coronazeiten gut leben.
      Herzliche Grüße
      Barbara

  6. Liebe Barbara, wieder einmal ist es dir auf wunderbare Art und Weise gelungen, die Schönheit unserer gemeinsamen Heimat, Koblenz und die Mosel, fotografisch einzufangen! Es sind die Bilder, die uns im Alltag begleiten, die so „eingefangen“, zu etwas ganz Besonderem werden!
    Und die Hexengedenkstätte in den Weinbergen kannte ich noch gar nicht… wieder was dazu gelernt! Danke!!

    1. Liebe Lisa,

      danke für deine positive Rückmeldung! Man nimmt seine Umgebung meistens als selbstverständlich an und achtet oft gar nicht auf ihre Schönheit. Und wir wohnen wirklich wunderschön an Rhein und Mosel. Aber da wir jetzt nicht in die Ferne schweifen können, entdecken wir das Gute, das so nah liegt.
      Karin hat mir die Hexengedenkstätte gezeigt. Ich kannte sie vorher auch nicht.
      Liebe Grüße, Barbara

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