Alcatraz – Welcome to the Rock

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Der Blick auf Alcatraz

Ob von der Golden Gate Bridge, der Marina oder dem Embacadero, von überall begleitet den Reisenden der Blick auf die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz, die nur etwa 3 km vom Festland San Franciscos entfernt liegt.

Ich hatte das Vergnügen, dem Akrobaten vor der Kulisse von Alcatraz zuzuschauen und eine Gruppe Schwimmer bei ihrer Vorbereitung auf einen Wettbewerb zu beobachten.
Das Alcatraz Schwimm-Event von Alcatraz zum St. Francis Yacht Club misst etwa 2 Meilen und ist nur für erfahrene Schwimmer*innen geeignet. Die Strömungen sind tückisch und das Wasser ist auch im Sommer recht kühl.
Deshalb wird die Strecke von erfahrenen Schwimmlehrer*innen begleitet.

Nimm die Abendfahrt

Diesen Rat einer Freundin habe ich gerne befolgt, denn die letzte Schifffahrt nach Alcatraz am späteren Nachmittag hat sich besonders gelohnt.
Einmal sind weniger Besucher auf dem Schiff, zum anderen erlebt man die Abendstimmung und das absolute Highlight:
den Sonnenuntergang auf der legendären Gefängnisinsel mit Blick auf San Francisco und die Golden Gate Bridge.
Wermutstropfen für den Fotografen: Man darf kein Stativ mit auf die Insel nehmen.

Los geht die Fahrt am Pier 33, Alcatraz Landing, mit einem Schiff der Alcatraz Cruises. Das Pier erreicht man am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Um Warteschlangen zu vermeiden und ein Ticket zu bekommen, sollte man sich das Ticket zeitig online vorbestellen. Im Preis ist der Audio Guide für den Zellentrakt inbegriffen.
Ein großes 3D-Modell stellt dir die Insel mit all seinen Bauten vor und informiert über Flora und Fauna. 

Die Fahrt dauert zwar nur eine 1/4 Stunde, aber schon das Näherkommen an die 8,5 Hektar große und etwa 500 m lange Felseninsel in der Bucht von San Francisco und der Blick auf Alcatraz sind atemberaubend.
Es gibt auf der Insel keine Möglichkeit, Essen oder Getränke zu kaufen. Deshalb versorgt euch vorher!
Bequemes, robustes Schuhwerk ist ein Muss, denn das Gelände ist rau.

Vom Fort zur Touristenattraktion

  • Bis zum Goldrausch in Kalifornien (1848-1854) blieb die Insel Alcatraz weitgehend unbeachtet.
    Doch der ständig wachsende Schiffsverkehr während des Goldrauschs machte den Bau eines Leuchtturms notwendig.
    1854 wurde der erste Leuchtturm an der Pazifikküste auf Alcatraz in Betrieb genommen.
Leuchtturm von Alcatraz
  • Schon 1850 wurde Alcatraz in die westliche Verteidigungsstrategie der U.S. Army einbezogen und leistete im Bürgerkrieg zusammen mit Fort Point an der Südseite des Golden Gate einen wichtigen Beitrag zur Verteidigung von San Francisco und seinem reichen Hafen.
  • Als Gefängnis hat Alcatraz eine Tradition seit 1859, zunächst als Militärgefängnis.
    Zuerst werden dort Deserteure des amerikanischen Bürgerkrieges interniert und später, während des Ersten Weltkriegs, Wehrdienstverweigerer.
    Zur Zeit der Großen Depression in den 1930ern wurde die Insel für das Bureau of Prisons als Ort für ein Hochsicherheitsgefängnis interessant. Wegen des kalten Wassers in der Bucht und der tückischen Strömung war The Rock ideal gelegen, da eine Flucht unmöglich schien. Es wurde 1934 eröffnet und beherbergte 1.545 Gefangene bis 1963. Die Betriebskosten waren aber unwirtschaftlich, und die Insassen wurden auf andere Gefängnisse verteilt. Es blieb ein einsamer Verwalter.
  • Mediale Aufmerksamkeit bekam Alcatraz 1969, als eine Gruppe amerikanischer Ureinwohner die Insel besetzte und dem amerikanischen Staat die ungenutzte Insel für $24 in beads and colored cloth abkaufen wollte.
    Ideelle und materielle Unterstützung für Lebensmittel und Ausrüstungsgegenstände spendete z.B. die Rockband Credence Clearwater Revival.
    Im Frühsommer 1971 beschloss die US-amerikanische Regierung, die Insel gewaltsam zu räumen. 
    Zwei Zeugnisse dieser Zeit sind noch erhalten.
  • 1972 wurde Alcatraz Teil der Golden Gate National Recreation Area (GGNRA) und wird vom National Park Service verwaltet. Zum Glück für alle Besucher!

Auf dem Cellhouse Path

Bei der Ankunft auf Alcatraz wird man von einem Mitarbeiter des National Park Service in Empfang genommen. Er erklärt, welche Besichtigungsmöglichkeiten es gibt und macht auf die verschiedenen Führungen und Vorträge aufmerksam.
Ich habe mir auf dem Cellhouse Path Zeit zum Fotografieren genommen. Dann das Herzstück der Insel – den Zellentrakt – mit einem Audio Guide in aller Ruhe angeschaut und zum Abschluss den Blick auf und von der Insel bei untergehender Sonne genossen.

Karte von Alcatraz – © National Park Service

Der Zellentrakt

Durch den Zellentrakt sollte man sich unbedingt mit dem Audio Guide führen lassen. Zu hören sind ehemalige Vollzugsbeamte und Gefängnisinsassen, die einen spannenden Einblick in den Gefängnisalltag aus beiden Perspektiven geben. Authentische Geräusche im Zusammenspiel mit den visuellen Eindrücken am Ort vermitteln eine realitätsnahe Atmosphäre und fast schaurige Stimmung.

Die Skizze zeigt die Anordnung der einzelnen Zellenblöcke und einer Einzelzelle.
Die Zellen sind 1,52 × 2,74 Meter groß, mit Waschbecken, Toilette und Bett. Hier hielten sich die Häftlinge den größten Teil des Tages auf, alles andere waren Sondervergünstigungen, die nur bei guter Führung gewährt wurden.

Die einzelnen Zellenblöcke sind durch Straßen getrennt, die euphemistische oder eher sarkastische Namen wie Broadway, Sunset Strip oder Times Square tragen.

Der Gefängnisalltag ist eintönig, in den Anfangszeiten gilt selbst Arbeit als Privileg. Selten dürfen die Häftlinge Zeitung lesen oder Radio hören, einmal pro Monat wird eine Stunde Besuchszeit gewährt.

Alcatraz bedeutet totale Überwachung. Alle Zellen sind vorne offen, mit Gitterstäben aus Eisen gesichert, wie Raubtierkäfige im Zoo. So können die Wärter jeden Häftling rund um die Uhr im Auge behalten.
Unter den bekanntesten Insassen befand sich Al Capone, George -Machine Gun – Kelly und Robert Stroud, genannt Birdman, weil er sich zum anerkannten Vogelkundler entwickelte. Allerdings nicht auf Alcatraz, sondern während seiner 30jährigen Haft im Hochsicherheitsgefängnis Leavenworth.

Gas chamber, Gaskammer, so heißt auf Alcatraz der Speisesaal, weil von der Decke Kanister mit Tränengas hingen, im Fall einer Meuterei. Auch hatte das Gefängnis als einziges im Land Warmwasserduschen. Durch ausschließlich warmes Wasser in den Duschanlagen sollte die Gewöhnung der Häftlinge an kaltes Wasser für etwaige Fluchtversuche verhindert werden.

Alcatraz als Hollywoodkulisse

Alcatraz war Thema und Drehort für viele Hollywoodfilme, von denen einige The Rock relativ akkurat präsentieren, andere komplett fiktiv sind. Hier drei zur Auswahl.

  • “Escape from Alcatraz” (1979): Mit Clint Eastwood als Hauptdarsteller wird die echte Flucht der Insassen
    Frank Morris und der Brüder Clarence and John Anglin 1962 thematisiert.
  • ” Birdman of Alcatraz” (1962): Burt Lancaster verkörpert den oben erwähnten Robert Stroud ( Wandel vom
    verurteilten Mörder zum Ornithologen).
  • “The Rock” (1996): Auch wenn The Rock kaum authentisch ist und nur in Teilen auf Alcatraz gedreht wurde,
    so sind Sean Connery, Nicolas Cage und Ed Harris Garanten für gute Kinounterhaltung. Gepaart mit der
    Filmmusik von Hans Zimmer einfach grandios.
    Und das Beste: Wenn Sean Connery sagt: Welcome to the Rock.

Sonnenuntergang auf Alcatraz

Nach dem intensiven Erlebnis des Zellentrakts war es wohltuend, draußen die abendliche Stimmung auf Alcatraz mit Blick auf die Skyline von San Francisco oder die Golden Gate Bridge zu genießen.

Wieder auf dem Festland angekommen, habe ich mir ein leckeres Abendessen gegönnt und bin mit der Cable Car in Richtung Hotel gefahren. Ein erlebnisreicher Tag!

16 Replies to “Alcatraz – Welcome to the Rock”

  1. Liebe Barbara,
    der Name „Alcatraz“ ist natürlich legendär – nicht zuletzt durch diverse Hollywood-Filme. Dieser „Knast“ mit seinen im Laufe der Geschichte teilweise „berühmten“ Insassen verströmt immer noch eine respekt- und furchteinflößende Atmosphäre. Da möchte man wirklich nicht sein! Ob die Häftlinge auch den Sonnenuntergang genießen konnten? Wahrscheinlich hatten diese Leute dafür keinen Sinn. Der Verfall der Gebäude hat heute einen gewissen morbiden Charme. Das wirkt ein wenig wie ein Weichzeichner. Ein total interessanter Bericht mit wieder sehr aussagekräftigen Fotos.

    1. Lieber Rainer,
      danke für deine Rückmeldung. Du hast recht. Alcatraz ist berühmt-berüchtigt. Und der morbide Charme der Gebäude erinnert stark an lost places. Ich habe in einem Bericht gelesen, dass die Insassen, je nachdem wie der Wind stand, Stimmen vom bunten Treiben an der Uferpromenade hören konnten. Und wenn sie auf dem Gefängnishof waren, konnten sie die Stadt in greifbarer Nähe vor sich sehen. Das ist schon fast Psychofolter.
      Liebe Grüße
      Barbara

  2. Liebe Barbara,
    der Alltag im Gefängnis war eintönig, dein Bericht ist es in keinster Weise.
    Du lieferst sehr spannende Einblicke von deinem erlebnisreichen Tag – eine tolle Einordnung!
    Beste Grüße
    Daniel

    1. Lieber Daniel,
      danke für deine positive Rückmeldung. Historische Einordnung ist mein Ding, wie du weißt.
      Ich wünsche dir einen schönen Sonntag.
      Liebe Grüße
      Barbara

  3. Liebe Barbara,
    es war eine eindrückliche Fotoreportage, die innehalten läßt. Sie hat mich erschüttert bei dem Gedanken, was sich Menschen ausdenken, um Recht und Ordnung „by all means“ aufrecht zu erhalten… Dabei steht die Würde des Menschen als unveräußerliches Gut überall in der Welt …. ach, lassen wir das! Papier ist (leider!) geduldig! Danke dennoch für diesen Einblick in Abgründe menschlichen Tuns! Robben Island vor Kapstadt ist auch so ein Negativ-Beispiel. Und nicht zu vergessen: Die Insel Imrali vor Istanbul wurde als Alcatras-Kopie angelegt und „beherbergt“ nur einen lebenslangen Gefangenen: Abdullah Öcalan von der verbotenen PKK.

    1. Liebe Ulrike,

      danke für deine Rückmeldung und deine Überlegungen. Ich denke, die Schwerverbrecher auf Alcatraz sollten nur weggesperrt werden, um sie von der Gesellschaft fernzuhalten. Robben Island kann ich leider nicht zum Vergleich heranziehen. Den Besuch muss man auch langfristig vorplanen. Das hat sich auf meiner Südafrikafotoreise nicht ergeben.
      Liebe Grüße
      Barbara

  4. Liebe Barbara,
    herzlichen Dank für die interessanten, informativen und spannenden Eindrücke. Wir waren 2x in San Francisco, haben Alcatraz jedoch ausgespart, weil unsere amerikanischen Freunde meinten, es gäbe Interessanteres zu sehen! Na ja, Du hast mich eines besseren belehrt!

    Weiter so!!!

    Herzliche Grüße, Annemie

    1. Sehr gerne, liebe Annemie!
      Beim 3. San Francisco Besuch nimmst du dir Zeit für Alcatraz!
      Herzliche Grüße
      Barbara

  5. Liebe Barbara,
    wieder einmal wunderbare Fotos, die ihre Stimmungen direkt ins Herz des Betrachters senden. Vielen Dank.
    Als ich in SF war, hieß es, man könne nicht auf die Insel. Ich habe es so hingenommen, jetzt ärgere ich mich umso mehr. Deine Fotos sind zugleich eine kleine Kompensation, aber auch erneuerte Neugier.
    Lieben Gruß
    Wolfgang

    1. Lieber Wolfgang,

      danke für deine Rückmeldung. Ich freue mich, dass dir mein Beitrag gefallen und dich ein wenig entschädigt hat. Gräme dich nicht, vielleicht konnte man wirklich nicht auf die Insel, als du da warst.
      Liebe Grüße
      Barbara

  6. Liebe Barbara,

    ich verfolge stets deine Reisen durch deren anschließende Fotoberichte.

    Mit diesem Bericht hast du mich aber derartig geflasht – ich konnte gar nicht anders, als mein Lob zu diesen Fotos und der Berichterstattung auszusprechen.

    Ein unglaublich spannender Ort – auf jeden Fall noch auf meiner Reiseliste – irgendwann 🙂

    Vielen Dank für deine Eindrücke – du hast meinen Wunsch dorthin zu reisen nochmal eine Stufe nach oben gesetzt.

    Liebe Grüße

    Jörg

    1. Lieber Jörg,

      danke für deine Rückmeldung. Es freut mich sehr, dass du noch mehr Lust bekommen hast, nach San Francisco zu fliegen. Alcatraz ist wirklich eindrucksvoll. Eine ganz eigene, geschlossene Welt, auf die man sich einlassen muss. Vielleicht nächstes Jahr?

      Liebe Grüße
      Barbara

  7. Sehr spannend und informativ geschrieben, und diese tollen Details. Unter dem Bild von Al Capone „Income Tax Evasion“ – tatsächlich konnten sie ihm die vielen Morde und anderen Straftaten nie nachweisen, aber wegen Steuerhinterziehung haben sie ihn dann erwischt, obwohl er micht einmal eine Buchhaltung hatte.
    Die Gaschamber hat auch meine Aufmerksamkeit geweckt, und du hast gleich alles sehr gut erklärt und die bedrückende Stimmung nachgezeichnet – mit einem super Bild vom Behandlungszimmer im Dr. Mengele Look.
    Und was ich mir heute am Abend auf Dvd ansehen werde ist auch schon klar – ich liebe diesen schottischen Akzent.
    Welcome to the rock!

    1. Lieber Bernhard,
      ganz herzlichen Dank für deine differenzierte Rückmeldung. Dir ist kein Detail entgangen! Darüber freue ich mich sehr – und über unsere gemeinsame Vorliebe von Sean Connerys schottischem Akzent! Ich werde mir den Film über die „Osterruhetage“ noch einmal ansehen.
      Herzliche Grüße
      Barbara

  8. Was für ein ungewöhnliches Thema. Ich bin sofort hängen geblieben und bin fasziniert. Ausser ein paar dunklen Erinnerungen an einen Film und den Eintrag in X-Worträtsel hatte ich keinerlei Ahnung.
    Whow.
    Vielen Dank für den ungewöhnlichen Beitrag und die eindrucksvollen Bilder. Hervorragend .. wie der Rock!
    Gertrud

    1. Liebe Gertrud,

      danke für deine spontane Rückmeldung! Das freut mich, dass der Begriff Alcatraz jetzt ein Gesicht für dich bekommen hat. Es gibt viele Sehenswürdigkeiten in San Francisco. Die legendäre Gefängnisinsel gehört für mich unbedingt dazu.
      Liebe Grüße
      Barbara

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