Christopher Wren’s Cathedral
Das Great Fire of London vom 2. – 6. September 1666 zerstörte die mittelalterliche City of London innerhalb der römischen Stadtmauer. St. Paul’s Cathedral lag in Schutt und Asche.
Sir Christopher Wren, Großbritanniens bedeutendster Architekt jener Zeit, plante den Neubau der Kathedrale über mehrere Jahre. Sie repräsentiert den klassizistischen Barock. Am 25. Dezember 1711 erklärte das Parlament die Fertigstellung der Kathedrale.
Die Krypta erstreckt sich unter der ganzen Länge des Hauptschiffes und beherbergt berühmte Persönlichkeiten wie Sir Christopher Wren selbst, den Duke of Wellington und Lord Admiral Nelson.
Steiler Aufstieg zur Aussicht
Man kann die Treppen zur Kuppel erklimmen und an drei Galerien Halt machen:
- Nach 257 Stufen und auf 30m Höhe gelangt man zur Whispering Gallery.
Die Whispering Gallery umläuft das Innere der Kuppel und gibt einen wunderbaren Blick von Oben auf den Kirchenraum. Auf der Whispering Gallery kann man sich quer durch die Kuppel Botschaften zuflüstern, daher auch der Name. Die Bauweise der Kuppel macht diese Akustik möglich. Und: Es funktioniert! - Nach 376 Stufen und auf 53m Höhe erreicht man die Stone Gallery.
- Und nach 528 Stufen und auf 85m Höhe hat man es zur Golden Gallery geschafft.
Die Golden Gallery ist die kleinste der Galerien und umläuft den höchsten Punkt der äußeren Kuppel.
Wer sich die Warteschlange, die zum Teil steile und enge Wendeltreppe zugemutet hat, wird mit einem atemberaubenden Panoramablick über London belohnt.
Ich gestehe, ich habe mir nicht die Mühe gemacht, weil ich mich auf steilen, engen Wendeltreppen unwohl fühle.
Und es gibt angenehme Alternativen: den Sky Garden, die Emirates Air Line, das Tate Modern Switch House, One New Change, the Royal Observatory Greenwich oder kostenintensive wie The Shard oder the London Eye.
Ein Foto – zwei Interpretationen
In der Nacht des 29. Dezember 1940 hatte Herbert Mason, leitender Fotograf der Daily Mail, Feuerwache auf dem Dach des Zeitungsbüros zwischen Fleet Street und Themse. Der Blitz auf London war auf seinem Höhepunkt. Nach einer kurzen Feuerpause am Weihnachtstag setzten Görings Bomber ihre massiven, nächtlichen Luftangriffe fort.
‘The glare of many fires and sweeping clouds of smoke kept hiding the shape. Then a wind sprang up. Suddenly, the shining cross, dome and towers stood out like a symbol in the inferno. The scene was unbelievable. In that moment or two, I released my shutter.’
St. Paul’s Survives
Die Daily Mail vom 31.12.1940 titelt:
The War’s greatest picture
St. Paul’s stands unharmed in the midst of the burning City.
Und zeigt das Foto von Herbert Mason vom 29. Dezember.
Es grenzt an ein Wunder, dass die ganze Stadt brennt, aber St. Paul’s Cathedral wie ein Fels in der Brandung widersteht.
Zusammen mit dem Tag der Veröffentlichung – Silvester 1940 – wird St. Paul’s zum Symbol der Standhaftigkeit, des Durchhaltevermögens und der Zuversicht auf ein Ende des Krieges für die britische Bevölkerung.
Etwa drei Wochen später, am 23. Januar 1941 druckt die Berliner Illustrierte Zeitung, auflagenstärkstes Wochenblatt im Dritten Reich, Masons Foto ab mit der Schlagzeile
Die City von London brennt!
Sie schlachtet das Foto propagandistisch aus, indem sie von der erfolgreichen Bombardierung Londons berichtet und den bevorstehenden deutschen Sieg über Großbritannien feiert.
Die deutsche Luftwaffe hat im Blitzkrieg – the Blitz – zwischen September 1940 und Mai 1941 Städte, Häfen und Industrieanlagen Großbritanniens bombardiert. Die Hauptwucht der Angriffe bekam London ab.
Die Nacht vom 29. Dezember war die schwerste Attacke, in der hunderte von Gebäuden in der City of London zerstört wurden.
Ich bin mir sicher, dass the Blitz im kollektiven Gedächtnis der britischen Bevölkerung verankert ist, auch wenn ich schon lange nicht mehr darauf angesprochen werde.
Ansichten einer Ikone
Es ist die Kuppel, die eine große Faszination auf mich ausübt. Sie ist weithin sichtbar. Majestätisch, klar in ihrer klassisch runden Form. Ein erhabenes Statement.
- Am schönsten finde ich den Blick von der South Bank über die Themse.
- Vom Balkon des Tate Modern Switchhouse schaut man vom 6. Stock aus auf die gegenüberliegende St. Paul’s Cathedral.
- Auf der Millennium Bridge geht man schnurgerade auf sie zu.
- Der Blick vom Sky Garden zeigt das Zusammenspiel der Kirche mit den umliegenden Straßen und Gebäuden.
- Das Einkaufszentrum One New Change bietet zweierlei: die Spiegelung der Kathedrale in den Schaufensterscheiben und den Blick auf die Kuppel und die Skyline von London von der Dachterrasse – mit oder ohne Cocktail zu geniessen.
Liebe Barbara,
1978 war ich das letzte Mal in St. Paul`s … auf einer Oberstufenfahrt. Und damals regnete es – London Wetter. Aber ich kann mich noch daran erinnern, wie beeindruckt ich von der Architektur war. Das haben wir auch in kleinen Referaten vorbereitet. Von dem berühmten Foto von 1940 wußte ich damals nichts. Wie immer vermitteln Bilder und Text einen perfekten Eindruck.
Lieber Rainer,
danke für deine Rückmeldung. Das ist für dich ja ein Nostalgiebeitrag. Großartig, dass du deine Abschlussfahrt nach London machen konntest. Ich fuhr damals auf dem Comer See herum. War nicht so spannend. – Auf die Fotos von 1940/41 bin ich beim Recherchieren gestoßen und fand sie gerade im heutigen Kontext unserer Informationsverbreitung sehr erhellend.
Liebe Barbara,
ein vielseitiger Beitrag!
Macht von Bildern zeigt der Artikel in allen Facetten: touristisch, künstlerisch, aber eben auch propagandistisch.
Beste Grüße
Lieber Daniel,
ich fand die unterschiedliche Interpretation von Masons Foto sehr spannend vor dem historischen Hintergrund. Wir glauben Bildern mehr als Texten. Meine Fotos sind auch subjektiv: Ich möchte die Schönheit von St. Paul’s zeigen. Und freue mich, wenn meine Zuschauer mir zustimmen.
Liebe Barbara,
wieder mal ein sehr interessanter Artikel von Dir. Faszinierend wie viele verschiedene Perspektiven von St. Paul´s Cathedral Du eingefangen hast – wirklich herausragende Bilder.
Liebe Grüße Pierre
Lieber Pierre,
herzlichen Dank für deine positive Rückmeldung! Ich hatte mir dieses Jahr vorgenommen, St. Paul’s fotografisch zu erkunden, habe aber lange nicht alles geschafft: z.B. den Haupteingang mit der großen Freitreppe oder den Innenraum mit Details. Dadurch, dass ein Stativ nicht erlaubt ist und es abends war, war meine Ausbeute an Innenaufnahmen gering. Nächster Versuch nächstes Jahr!
Liebe Grüße Barbara