Böhmische Könige schritten hier auf ihrem Weg zur Krönung über die Moldau.
Prager Studierende wehrten sich im Dreißigjährigen Krieg gegen den Einfall der Schweden auf die Kleinseite.
Hitlers Wehrmacht marschierte unter der ohnmächtigen Wut der Prager hoch zum Hradschin.
Bis 1950 ratterte noch die Tram über das Steinpflaster.1961 wurde die Brücke für den Autoverkehr gesperrt.
Seitdem gehen im Schnitt täglich ca. 30.000 Einheimische und Touristen über diese Brücke.
Vorausschauend hatten wir uns den April, eine Woche vor Ostern ausgesucht, und der Andrang auf der Brücke hielt sich stark in Grenzen. Sie war hauptsächlich von tschechischen Schulklassen bevölkert, die offenbar alle vor den Osterferien eine Pragbesichtigung machen.
Nach dem Vorbild der Steinernen Brücke in Regensburg wurde die Karlsbrücke 1357 als Bogenbrücke mit 16 Bögen von Kaiser Karl IV. in Auftrag gegeben.

Ihre Länge beträgt 516 Meter, ihre Breite rund 10 Meter. Die Bögen sind fast symmetrisch über die gesamte Brückenkonstruktion angeordnet. Als Baumaterial kamen alte Mühlsteine, Granit aus dem Flussbett sowie Sandstein zur Anwendung.
An ihren jeweiligen Enden stehen auf der Kleinseite die Kleinseitner Türme und in Richtung Altstadt der Altstädter Brückenturm, die in früheren Jahrhunderten der Verteidigung dienten.
Die große Bedeutung der Karlsbrücke wird bereits daran deutlich, dass sie bis in das Jahr 1836 der einzige Übergang über die Moldau war.

Brückenansichten

Am Tag – You never walk alone

Das neugotische Denkmal von Karl IV. ( Pomník Karla IV.) auf dem Kreuzherrenplatz vor dem Altstädter Tor wurde im Jahr 1848 vom Dresdner Bildhauer Ernst Julius Hähnel zum 500. Jubiläum der Gründung der Karls-Universität geschaffen.
Die Statue misst knapp 4 Meter. Mit einer Hand stützt Karl IV. sich auf ein Schwert, in der zweiten hält er die Gründungsbulle der Prager Universität.
Auf dem Sockel befinden sich Allegorien von den damaligen vier Fakultäten (theologische, medizinische, juristische und philosophische Fakultät) und an den Ecken vier Figuren wichtiger Persönlichkeiten aus der Zeit Karls IV..


Der Altstädter Brückenturm ( Staroměstská mostecká věž) ist ein beeindruckender gotischer Turm.
Er wurde zwischen 1370 und 1380 von Peter Parler erbaut, demselben Architekten, der auch den Veitsdom auf der Prager Burg entworfen hat.
Der Altstädter Brückenturm wurde errichtet, um die Altstadt zu schützen und als prächtiges Eingangstor der Stadt zu dienen.
Über dem Torbogen in der zweiten Etage sind die Figuren von Kaiser Karl IV., seinem Sohn Wenzel und dem Heiligen Veit zu sehen. Darüber hinaus befinden sich dort auch die Wappen der Länder, die damals zum böhmischen Königreich gehörten, sowie das Symbol des Eisvogels, das Wenzel IV. repräsentiert.
Man kann den Altstädter Brückenturm hinaufsteigen, um die Aussicht von dort oben zu geniessen.
Vom Eingangstor sind es 138 Stufen bis zur Aussichtsetage auf dem Turm.











Der Kleinseitner Brückenturm ( Malostranská mostecká věž) ist ebenfalls ein gotisches Bauwerk auf der Kleinseite (dem westlichen Ende) der Karlsbrücke.
Der Turm ist durch einen Torbogen mit dem älteren Turm der ehemaligen Judithbrücke verbunden.
Der Turm ist etwa 30 Meter hoch und verfügt über einen Aussichtsumgang, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Von hier aus haben Besucher einen wunderbaren Blick auf die Karlsbrücke, die Moldau und die Altstadt. Die Eckerker des Turms werden von schlanken, spitzen Türmchen abgeschlossen, was dem Bauwerk eine elegante Silhouette verleiht.
Abends
Ein Abendspaziergang zur Karlsbrücke und auf der Karlsbrücke entlang ist ein besonderes Vergnügen in der Blauen Stunde nach Sonnenuntergang.
Die Blaue Stunde erzeugt ein sanfteres, gleichmäßigeres Licht. Die intensiven Blautöne und der Kontrast zu den künstlichen Lichtquellen wie Straßenlampen oder Fensterbeleuchtungen schaffen eine mystische und zugleich beruhigende Atmosphäre.
Ein Highlight für mich ist die Spiegelung der Brücke mit ihrer ausdrucksstarken Architektur in der Moldau und die Spiegelung des Himmels in der Moldau, die dadurch genauso blau wirkt wie der Himmel.





Die Heiligen auf der Karlsbrücke
Auf der Karlsbrücke befinden sich insgesamt 30 vor allem barocke Statuen und Statuengruppen.
Die meisten von ihnen wurden erst 300 Jahre nach der Errichtung der Brücke geschaffen, also an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert. Heute sind die Statuen zum Schutz durch Kopien ersetzt worden.
Die Komposition der Barockarchitektur auf der Brücke in Verbindung mit der klaren gotischen Brückenarchitektur verleiht ihr einen künstlerischen und fotografischen Reiz.
Denn die Stauten stehen frei auf Sockeln auf den beiden Brückengeländern.
Hinter ihnen die Moldau und über ihnen der Himmel. Ein schöner Kontrast, besonders in der Blauen Stunde.




Im Uhrzeigersinn: Statue des Heiligen Franz Borgia, Statue des Heiligen Ivo, Ivo von Kermartin, oder Heiligen Ivo Hélory,
Statue der Heiligen Norbert von Xanten, Wenzel und Sigismund, Statue des Heiligen Franz Xaver

Statue des Heiligen Johannes des Täufers
Johannes der Täufer, Schutzpatron der Ritter von Malta, Burgund und der Provence.
Er ist nur mit einem Schafsfell und einem Mantel bekleidet. Er hält ein langes Eisenkreuz mit einer Schleife an der Spitze unter seinem linken Arm, der über der Brust und in der Ellenbeuge ausgebreitet ist.
Das Kreuz in seiner Hand und die Muschel an seiner Seite erinnern an die Taufe Christi.
Er hebt sich auffallend ab vor der Spiegelung der Lichter im Wasser und dem Morgenrot am Himmel.
Besonders hervorzuheben ist die Statue des Heiligen Johannes von Nepomuk.

Sie ist die einzige Bronzestatue, die älteste und sie steht in der Mitte der Brücke.
Die Plastik des Märtyrers, der angeblich bei König Wenzel IV. in Ungnade gefallen war und im Jahr 1393 von der Karlsbrücke in die Moldau gestürzt wurde, hat Johann Brokoff 1683 geschaffen.

Der Sturz des Heiligen Johannes von Nepomuk von der Brücke herab ist in einem Relief im Sockel der Statue festgehalten.

Den Ort des Brückensturzes kennzeichnet bis heute ein erzbischöfliches Kreuz aus Messing, das in das Brückengeländer eingelassen ist.
In einem kirchenrechtlichen Streit zwischen Wenzel IV. und dem Erzbischof von Prag im Jahre 1393 schlug Johannes von Nepomuk sich auf die Seite des Erzbischofs und wurde dafür vom erbosten König mit dem Tode bestraft.
Schon bald wurde er von der Legende zum Beichtvater der Königin stilisiert, der dem neugierigen König nicht ihr Beichtgeheimnis anvertrauen wollte und zur Strafe in der Moldau ertränkt wurde. Während er in den Fluten herabsank, bildeten sich angeblich an der Oberfläche fünf kreisförmig angeordnete Sterne, die man über dem Haupt der Brückenfigur nachgebildet hat.
Es heißt, es werden einem alle Wünsche erfüllt, wenn man seine Hand so auf das Kreuz legt, dass jeder Finger einen der Sterne über dem Kreuz berührt.
Und da das ja nicht schaden kann, haben wir, wie alle anderen Touristen, unsere Hand auch auf die schon blank geriebenen Stellen gelegt.


Die Karlsbrücke zur Blauen Stunde vor Sonnenaufgang
Ich hatte den Ehrgeiz, zur Blauen Stunde vor Sonnenaufgang ohne Menschenmassen auf der Karlsbrücke zu stehen. Das ist eine große Herausforderung, denn es bedeutet, um 4 Uhr aufzustehen, um um 5 Uhr früh auf der Brücke zu stehen.
Alleine hätte ich das nicht geschafft und danke meiner Freundin Helga sehr, dass sie sich meiner erbarmt hat und mit mir auf die Karlsbrücke gegangen ist.
Das Pflaster der Brücke glänzt im Laternenschein, die Gebäude sind schemenhaft und die Umrisse der steinernen Heiligen auf beiden Seiten der Brücke wirken wie stumme Zeugen. Es ist ein etwas gespenstisches, aber auch erhabenes Gefühl, die Brücke eine Weile ganz für sich zu haben.


und im Morgenrot
Und dann das Schauspiel zu erleben, wie sich allmählich der Himmel orange-rot färbt und die Gebäude von hinten erleuchtet, ist einfach großartig! Der Heilige scheint zu winken bzw. das Erwachen des Tages zu begrüßen. Die Kleinseite mit Burg ist in ein sanftes, goldenes Licht getaucht.
Ganz besonders hat mich gefreut, beim letzten Foto mit dem Blick von der Brücke in Richtung Nationaltheater zu beobachten, wie der rosa Himmel sich rosa in der Moldau spiegelt.
Das Foto wirkt wie eine nachträglich in Pastelltönen kolorierte Ansichtskarte aus dem 19./frühen 20. Jahrhundert!





Die Karlsbrücke ist auf jeden Fall einen Besuch wert und sie hat es verdient, dass man ihr etwas Zeit und Muße schenkt.
Wir haben sie jedenfalls ausgekostet!

Lust auf eine weitere spektakuläre Brücke?
Foto einfach anklicken!

Liebe Barbara,
Erneut mal wieder vielen Dank für die gut illustrierte Geschichte. Bin gespannt auf Folgeberichte.
Liebe Grüße Bernd
Lieber Bernd,
vielen Dank für deine Rückmeldung. Die Karlsbrücke in verschiedenen Lichtsituationen zu fotografieren, war mir sehr wichtig. Aber es war nur eine Station von vielen in Prag, wenn auch die ausführlichste.
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Barbara,
mit etwas Verspätung bin ich jetzt mit dir nach Prag gereist. Ich war vor gefühlt 100 Jahren dort und kann mich fast nicht erinnern – außer an die Brücke, der du ja große Aufmerksamkeit hast zukommen lassen- verdienstermaßen. Eine schöne Idee, solch einen Schwerpunkt zu setzen. Du hast wieder wunderbare und stimmungsvolle Bilder gemacht und teilst sie mit uns. Und stehst noch zu ungewohnter Stunde für eine blaue Stunde auf. Chapeau! Amüsiert habe ich mich auch, über der Überschrift „Die Heiligen auf der Karlsbrücke“ ist ein Bild von dir und deiner Freundin. Wie passend, da musste ich dann doch grinsen.
Ganz herzliche Grüße, Gertrud
Liebe Gertrud,
danke für deinen Kommentar!
Ich habe letztes Jahr versucht, unsere ganze Budapest Reise in einen Beitrag zu packen. Da hat das System gestreikt. Ich habe daraufhin den großen Beitrag in drei Teile geteilt. Das sollte mir nicht wieder passieren. Deshalb nehme ich mir einzelne Aspekte unserer Pragreise vor und schreibe darüber. Die Karlsbrücke war aber tatsächlich ein besonderes Projekt.
Dass Helga und ich über der Überschrift „Die Heiligen auf der Karlsbrücke“ stehen, hatte ich gar nicht so auf dem Radar. Und es freut mich, dass es dich amüsiert hat.
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Barbara,
das war wieder ein sehr interessanter Bericht. Ich finde es auch eine tolle Idee, die Brücke zu unterschiedlichen Tageszeiten zu besuchen. Das verändert den visuellen Eindruck deutlich.
Vielen Dank und liebe Grüße
Rainer
Lieber Rainer,
danke für deine Rückmeldung.
Ja, es ist spannend, die Brücke zu unterschiedlichen Tageszeiten zu erleben. Dabei gefiel mir die Blaue Stunde am Abend und am (sehr!) frühen Morgen am besten. Wie das Licht sich von Minute zu Minute verändert, ist großartig. Und so eine Brücke mal ganz für sich allein zu haben, ist ein erhabener Moment.
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Barbara,
es stimmt, wir haben es genossen. Denn diese Brücke hat so viele Facetten, dass man sie immer wieder aufsuchen kann, muss und will. Wie viele Facetten wirklich hat mir erst dein Beitrag gezeigt. Auch habe ich dadurch die Faszination der blauen Stunde begriffen, nicht nur für Fotografen. Wenn es tagt, es Licht wird, fällt die Mühsal des nächtlichen Aufstehens ab, es wirkt beinahe feierlich. Also, danke zurück für neue Erfahrungen,
liebe Grüsse Helga
Liebe Helga,
danke für deine prompte Rückmeldung!
Die Karlsbrücke zur Blauen Stunde nach und vor Sonnenaufgang ist schon ein fantastischer Eindruck. Und die Mühe des frühen Aufstehens wird dann besonders belohnt durch die Leere und Stille auf der Brücke. Mir hat dann auch das Morgenrot so gut gefallen, dass ich durch meine Fotos noch mal intensiver erlebt habe. Und die Karlsbrücke war nur ein wichtiger Aspekt unserer Pragreise. Da gibt es noch einige mehr . . .
Liebe Grüße
Barbara