Belfast – Falls Road Mural Tour

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Belfast 2019/2021/2022

Als ich im August 2019 nach Belfast fuhr, konnte keiner wissen, dass Unruhen in Nordirland im März 2021 nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU wieder aufflammen und zeigen, wie fragil das Friedensabkommen zwischen der britischen und irischen Regierung und den Parteien Nordirlands vom 10. April 1998 doch ist.

Im August 2019 wurde der 50. Jahrestag des Ausbruchs des Nordirlandkonfliktes begangen, an den in Gedenkveranstaltungen in katholischen Bezirken Belfasts erinnert wurde. Sehr anrührend empfand ich die frischen Blumensträuße am Geländer des Divis Tower für die ersten Opfer Patrick Rooney (9 Jahre alt) und Hugh McCabe (20 Jahre alt), die dort in der Umgebung durch Schüsse getötet wurden.

Ich habe mich seit einem Proseminar an der Uni und einem Sommerkurs über anglo-irische Literatur am University College Galway mit der gälischen Tradition und dem Nordirlandkonflikt beschäftigt.
Erst mit Abschluss des Friedensabkommens 1998 habe ich die Thematik hintangestellt. Dennoch hat mein Interesse nicht nachgelassen. Und deshalb hatte ich mir den August für meinen längst überfälligen Besuch in Belfast ausgewählt.

In Gesprächen in Pubs und mit den Menschen in West Belfast zeigte sich die Sorge um den Friedensprozess und die sensible Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland, wenn der bevorstehende Brexit erfolgt.

Der Brexit ist inzwischen vollzogen und die Vereinbarung zwischen der EU und Großbritannien sieht ein Zusatzprotokoll für Nordirland vor, nach dem innerhalb Irlands keine Zollgrenzen verlaufen, sondern die Zollgrenze sich in die Irische See verschiebt. Auf diese Weise soll eine harte Grenze zur Republik Irland vermieden werden, sodass Personen und Waren weiter ohne Kontrollen passieren können.
Aber jetzt trennt die Zollgrenze Nordirland von Großbritannien.
Der Vertrag wurde am 24. Dezember 2019 von der britischen Regierung unterzeichnet und triumphierend als großer Sieg über die EU gepriesen.

Ängste vor einem Abdriften Großbritanniens von Nordirland riefen im April 2021 zunächst vor allem pro-britische Jugendliche auf den Plan, die sich neben Perspektivlosigkeit und Armut in den Familien um ihre Heimat betrogen sehen. Der Frust entlud sich im Werfen von Molotow Cocktails, Wurfgeschossen und nächtlichen Krawallen. Es gab etliche Verletzte.

Inzwischen hagelt es auch Proteste in London, die sich gegen das Protokoll richten. Großbritanniens Brexit-Minister David Frost hat eine Neuverhandlung des Nordirland-Protokolls gefordert und mit dessen Aussetzung gedroht. Brüssel hat London angeboten, die seit dem Brexit bestehenden Zollkontrollen an der Grenze in der Irischen See zu erleichtern: Unter anderem soll bei ausdrücklich für Nordirland bestimmten Waren auf Kontrollen verzichtet werden. (Stand 15.10.2021).

Foto: Tayfun Salci/DPA

Im Februar 2022 hat sich bisher nichts geändert.
Der erste Minister Nordirlands ist am 4. Februar zurückgetreten, weil das Nordirland-Protokoll nicht funktioniert. Er lehnt Grenzkontrollen ab.
Ein Ende des (selbst eingebrockten) Unmuts der Briten ist nicht abzusehen.
( Boris Johnson ist zurzeit mit Partygate beschäftigt.)
Und die Sorge großer Teile der nordirischen Bevölkerung um den Friedensprozess in Nordirland leider auch nicht.

Falls Road Mural Tour

Die Falls Road

Die Falls Road (gälisch Bóthar na bhFál) ist die Hauptstraße eines überwiegend von katholischen, republikanisch eingestellten Iren bewohnten Wohnviertels westlich des Zentrums der nordirischen Hauptstadt Belfast. In ihrer Nachbarschaft befindet sich das stark protestantisch-unionistisch geprägte Shankill-Viertel um die Shankill Road, von dem das Falls-Viertel durch Zäune, sogenannte peace lines, zur Trennung der Konfliktparteien abgegrenzt ist. Die Tore werden um 18 Uhr geschlossen.
West Belfast wird von der A12 vom Zentrum der Stadt abgetrennt.

Von der Falls Road aus begannen pro-irische Republikaner in den späten 1960er Jahren ihre Kampagne für mehr Bürgerrechte in Nordirland (z. B. Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt) und für ein Ende ihrer Diskriminierung.
Radikale pro-britische Unionisten stellten sich ihnen entgegen. Das Falls-Viertel wurde so vor allem 1969 und 1970 zu einem der Hauptschauplätze des nordirischen Bürgerkriegs.
Die britische Armee wurde in das Viertel entsandt, um die Situation zu entschärfen, wurde aber nach anfänglichem Vertrauen der Republikaner in ihre Neutralität immer mehr als Besatzungsmacht empfunden.
In der Hochphase der Troubles kam es in den Falls immer wieder zu Feuergefechten der Armee auch mit der paramilitärischen Official IRA.
Die britischen Truppen blieben bis 2005 in dem Viertel präsent.

Coiste

Es gibt verschiedene Organisationen, die Führungen durch die Falls Road und die Shankill Road anbieten. Ich habe mich für Coiste entschieden, eine republikanische Ex-Gefangenen-Organisation. Und ich habe die ausschließliche Falls Road Tour ausgesucht. Eine Strasse intensiv.

Meine Tour ist aus der republikanischen Perspektive. Also erwarte ich nicht, dass irgendjemand meiner Meinung zustimmt.

Früher war Pádraic Mitglied der Terrororganisation IRA (Irish Republican Army). Er hat viele Jahre im Gefängnis verbracht. Jetzt arbeitet er als Stadtführer für Coiste.


Ein Zeitzeuge als Stadtführer ist spannend und viel intensiver als mit einem unbeteiligten Stadtführer. Geschichte wird lebendig und authentisch. Pádraic war jederzeit für Fragen offen. Das habe ich genutzt und interessante Gespräche geführt.

Die Route


Die Tour startet am Divis Tower, am Eingang der Falls Road. Und geht dann entlang der Falls Road, einer Hauptverkehrsader durch West Belfast, mit Blicken nach links und rechts. Vorbei an der International Wall, dem Übergang zur Shankill Road an der Peace Line, dem Garden of Remembrance, dem Sinn-Féin-Hauptquartier mit dem Bobby Sands Mural, dem James Connolly Visitor Centre und dem Milltown Cemetery. Der Abschluss findet im Felons Club statt.

Murals in der Falls Road

Murals werden die Wandmalereien in Nordirland genannt, die seit 1908 die politische Entwicklung der beiden dort lebenden Gemeinschaften auf den Häuserwänden widerspiegeln. Sie wurden zu einem einflussreichen Mittel der Kommunikation und des Widerstands. Während des Nordirlandkonfliktes dienten sie auch der Propaganda und Einschüchterung.
Heldenverehrung und Personenkult sind ein Kennzeichen dieser Murals.
In der Falls Road geht es thematisch um das historisch bedeutsame Easter Rising von 1916 und den Nordirlandkonflikt von 1969-1998 mit besonderem Augenmerk auf den Hungerstreik einiger Insassen von Long Kesh/ H-Block 1981.
An der International Wall am Eingang der Falls Road wird die Solidarität mit Freiheitskämpfern auf der ganzen Welt bekundet.

Wiederkehrende Symbole

Die Murals an Mauern und Häuserwänden verwenden in der Mehrzahl Symbole der kulturellen Identität und zeigen oft die kulturellen Wurzeln in der keltischen Mythologie.
Oft sind die dargestellten Szenen eingerahmt von keltischer Ornamentik mit ihren verschlungenen Linien und spritueller Bedeutung. (So findet sich eine Triqueta an der Hauswand von Kelly’s Bar). Die gleiche Ornamentik zieren die irischen Kreuze auf den Friedhöfen. Ebenso oft ist der Text zweisprachig: gälisch und englisch.
Auf vielen Murals sind die Wappen der historischen Provinzen Irlands verewigt, z.B. mit der roten Hand von Ulster oder der irischen Harfe. So wie an der Hauswand von Kelly’s Cellars, der ältesten traditionellen Bar Belfasts.

Die Trikolore Irlands darf ebenfalls nicht fehlen.
Und besonders bei den Murals des Easter Risings ist die weiße Easter Lily (Calla Lilie) abgebildet als Zeichen des Gedenkens an die irischen Republikaner, die im Easter Risng gekämpft haben.
Traditionell tragen irische Republikaner an Ostern eine Easter Lily zu Gedenkfeiern z.B. auf dem Milltown Cemetery.


Ein paar wenige Murals habe ich gesehen mit der personifizierten Mutter Irland in Kombination mit einem mythologischen Phönix, der im Christentum als Sinnbild der Auferstehung gilt.

Das Easter Rising 1916 im Spiegel der Falls Road Murals

Das Easter Rising von 1916 war die erste große Revolte gegen die britische Herrschaft seit der Rebellion der United Irishmen von 1798. Einige bewerten es als einen nicht legitimierten, blutigen Akt von einer Gruppe nicht repräsentativer Verschwörer, für viele war es der Grundstein auf dem Weg in einen demokratischen irischen Staat.


Der Aufstand dauerte vom Ostermontag, 24. April, bis zum Morgen des 29. April – und endete mit der bedingungslosen Kapitulation der Aufständischen. 16 Führer wurden hingerichtet.
Und obwohl es ein Debakel für die irischen Nationalisten war, hatte das Easter Rising einen gewaltigen Effekt. Es wurde die erste Stufe in einem Unabhängigkeitskrieg, der in die Schaffung des Irish Free State 1922 und letztendlich in die formale Erklärung einer irischen Republik 1949 mündete.
Einziger Wermutstropfen: die sechs nordöstlichen Counties der historischen Provinz Ulster mit einer (damals) mehrheitlich protestantischer Bevölkerung verblieben durch Volksentscheid als Nordirland seit 1922 bei Großbritannien. (United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland).

Die Oster-Proklamation ist ein Schriftstück aus dem Jahr 1916, welches Padraig Pearse zum Beginn des Osteraufstands in Dublin verlas. In ihm verkündete die republikanische provisorische Regierung die Loslösung Irlands vom Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland (seit 01.01.1801).

Auf allen Murals zum Gedenken an das Easter Rising wird der Geist von 1916 heraufbeschworen.
1916 bildet einen Bezugspunkt für heldenhaften Einsatz für Irland während des Konflikts zwischen 1969-1998, da besonders für die Hungerstreikenden im H-Block/Long Kesh.

Countess Constance Markiewicz  – Vorsitzende der Armee der Frauen (Cumann na mBan)

Constance Markiewicz war eine irische Nationalistin und sozialistische Freiheitskämpferin.
Von 1916 bis 1926 war sie Vorsitzende der irisch-republikanischen Frauenorganisation Cumann na mBan und 1919 die erste weibliche Abgeordnete des britischen Parlaments und des Dáil Éireann (irisches Parlament) sowie die erste Frau, die in Irland und europaweit ein Ministeramt bekleidete.

In der Planungsphase des Osteraufstands 1916 arbeiteten die Frauen der Cumann na mBan unter dem Kommando von Padraig Pearse und James Connolly mit den Irish Volunteers sowie der Irish Citizen Army (ICA) zusammen. Sie waren hauptsächlich für Botengänge sowie den Transport und die Beschaffung von Waffen zuständig. Außerdem kümmerten sie sich um die Einrichtung von Schutzhäusern und die medizinische Versorgung der Freiheitskämpfer.
Während des Aufstandes waren Frauen an allen größeren Stützpunkten vertreten.

Constance Markiewicz
I am pledged as a rebel, an unconvertible rebel, because I am pledged to the one thing—-a free and independent Republic.
(Constance Markiewicz am 3. Januar 1922)

Countess Constance Markiewicz fungierte als Leutnant in dem Aufstand. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Cumann na mBan und ICA hielt sie britische Sniper rund um St. Stephens Green in Schach. Mit den anderen Führern des Aufstands wurde sie zum Tode verurteilt. Aufgrund ihres Geschlechts wurde die Strafe zu lebenslänglicher Haft umgewandelt, aus der sie nach 1 1/2 Jahren entlassen wurde.

James Connolly – Führer der Irish Citizen Army

Ursprünglich in Edinburgh geboren war James Connolly in Irland hauptsächlich als Gewerkschafter, Sozialist und Gründer der Irish Citizen Army (ICA) bekannt. Er war offiziell ein Kommandant des Aufstandes, galt aufgrund seiner Präsenz und Autorität allerdings als der Hauptkommandant. 
Schwer verletzt wurde Connolly im Hof des Kilmainham-Gefängnisses von einem Erschießungskommando hingerichtet. Er war bereits so schwach, dass er nicht mehr stehen konnte und starb im Sitzen – an einen Stuhl gefesselt.

Connollys brutale Hinrichtung und sein Einsatz für die Arbeiter machten ihn zu einer Ikone und trugen in erheblichem Maße dazu bei, dass sich große Teile der zunächst kritischen Bevölkerung mit den Zielen der Rebellen identifizierten. Ein fruchtbarer Boden, auf dem die wenig später gegründete Irish Republican Army (IRA) gedieh.
In der Falls Road ist ihm das James Connolly Visitor Centre gewidmet.

Over 100 years after he was executed, his values, his ideals and the example he gave us in life are as inspiring and relevant as ever.

Our mission in this Centre is to ensure that a new generation of Irish citizens and those who visit us from across the world are introduced to James Connolly and his ideas.

James Connolly Visitor Centre

Der Nordirlandkonflikt 1969-98

Das anglo-irische Verhältnis ist von jeher durch Konflikte und gewalttätige Auseinandersetzungen geprägt.
Ab dem 12. Jahrhundert waren es die Kämpfe anglo-normannischer Adliger um die Einverleibung und Kolonialisierung Irlands.

Dann stellt das Jahr 1534 einen Höhepunkt in der irischen Geschichte dar, denn zum einem beschloss die englische Krone unter Heinrich VIII. ihren Machteinfluss auf die gesamte Insel auszudehnen, zum anderen trat durch die Gründung der Anglikanischen Kirche mit dem englischen König als ihrem Oberhaupt neben dem Aspekt einer Politik der Unterwerfung auch die einer religiösen Gegnerschaft, mit der strenge Verbote der irischen Sprache und Sitten einhergingen.

 Nach Heinrichs Regentschaft wurde das Spiel mit den konfessionellen Gegensätzen zum allgemeinen Mittel der Interessenwahrung der herrschenden britischen Oberschicht.
Unterstützt durch zahlreiche diskriminierende Gesetze wie die Penal Laws trieb die britische Regierung die Spaltung der Gesellschaft auf ethnischer, religiöser und politischer Ebene voran und nahm dabei die unsagbare Armut der Mehrheit der Bevölkerung billigend in Kauf.

Erst durch die Teilung Irlands im 20. Jahrhundert schien sich die konfliktreiche Situation zu beruhigen.
Aber die durchweg protestantische Regierung Nordirlands sah die Gefahr einer möglichen Wiedervereinigung noch nicht gebannt und betrieb daher eine Politik der Diskriminierung gegenüber der katholischen
Minderheit.

Ab 1967 organisierten sich gewaltlose Bürgerrechtsbewegungen für grundlegende Reformen und die Durchsetzung gesellschaftlicher Gleichberechtigung, worauf die Regierung mit repressiven Maßnahmen reagierte.
Das rief wiederum radikale, militante Gruppen auf beiden Seiten auf den Plan und die Situation eskalierte. Das britische Militär sollte die Eskalation der Gewalt stoppen, wurde jedoch zunehmend selbst in die Auseinandersetzungen verwickelt.
Höhepunkt war der Bloody Sunday am 30. Januar 1972, als britische Soldaten in Londonderry 13 Teilnehmer einer verbotenen Demonstration erschossen.
Die radikalen Kräfte auf beiden Seiten gingen immer stärker zu terroristischen Mitteln über.
Auf katholischer Seite trat dabei besonders die IRA mit zahlreichen Bombenanschlägen und Gewaltakten hervor.
Der Gegenterror ging vor allem von der protestantischen  Ulster Defence Association (UDA) und den mit ihr verbundenen Ulster Freedom Fighters (UFF) aus.

Ab Mitte der 80er Jahre gab es mehrere Friedensinitiativen, die dann 1998 im Good Friday Agreement mündeten.

Garden of Remembrance

Der Garden of Remembrance erinnert an die getöteten und verstorbenen Mitglieder der IRA im Falls Viertel und die ums Leben gekommenen Zivilisten.

Das linke Panel des dreigliedrigen schwarzen Gedenksteins zeigt eine Frau, die über der Silhouette Belfasts den leblosen Körper eines jungen Mannes in den Händen hält. Darunter die berühmten Worte des Revolutionärs Pádraic Pearse (s. Easter Rising)

 [ … ] the fools, the fools, the fools! They have left us our Fenian dead and while Ireland holds these graves, Ireland unfree shall never be at peace.

Milltown Cemetery

Der Friedhof ist ein primär katholischer historischer Friedhof von 1869. Er liegt in unmittelbarer Nähe des Belfast City Cemetery.
Auf dem Friedhof fanden häufig Beerdigungen paramilitärischer Aktivisten der IRA und INLA statt.
Mehr als 100.000 Menschen nahmen an der Beerdigung von Bobby Sands auf dem Milltown Cemetery teil.

Der Friedhof machte 1988 weltweit Schlagzeilen als Michael Stone, Mitglied der loyalistischen Ulster Defense Organisation, auf dem Friedhof einen Anschlag verübte. Ziel des Anschlags waren die Trauergäste der Beerdigung dreier Aktivisten der IRA. Stone warf Handgranaten auf die Trauergäste und erschoss mit einer Pistole drei Personen und verletzte etwa 60.

Der Hungerstreik von 1981

Die IRA-Gefangenen, die nach März 1976 verurteilt wurden, genossen keinen  Status als Kriegsgefangene mehr, sondern wurden im Gefängnis wie „normale“ Kriminelle behandelt.
Als Reaktion weigerten sich über 500 Häftlinge, sich zu waschen oder Gefängniskleidung zu tragen.


Diese Proteste gipfelten 1981 in einen  Hungerstreik: Sieben IRA– und drei INLA-Mitglieder hungerten sich für die Anerkennung des politischen Status zu Tode. Ihr Sprecher war der eloquente Bobby Sands, Abgeordneter im britischen Unterhaus für Fermanagh & South Tyrone. Bobby Sands starb am 5. Mai 1981 nach 66 Tagen an den Folgen seines Hungerstreiks im Gefängniskrankenhaus.
Seinen Sitz in Westminster konnte er nicht mehr einnehmen.

Das Bobby Sands Mural

Bobby Sands wurde zu einer Ikone des Konflikts. Das Bobby Sands Mural ist sicher eines der bekanntesten Murals in West Belfast. Es ist auf eine Wand des Sinn Fein Political Party Press Office gesprüht.

Bobby Sands Mural

Interessant ist die Umrahmung des Portraits durch eine starke Kette, die unter dem Portrait von einer Lerche zerbrochen wird. Eine Hommage an ein Gedicht von Bobby Sands über eine Lerche im Käfig, das er am 13. Tag seines Hungerstreiks geschrieben hat.

I was lonely for a while this evening, listening to the crows caw

as they returned home. Should I hear the beautiful lark, she

would rent my heart. Now, as I write, the odd curlew mournfully

calls as they fly over. I like the birds.

Bobby Sands

Die International Wall

Auf der International Wall wird in Murals Solidarität mit Freiheitskämpfern auf der ganzen Welt bekundet.
Von Frederick Douglass über Rosa Parks, Martin Luther King bis zu Nelson Mandela. Für Freiheitskämpfer in Palästina, Katalonien oder Kuba. Und das ist nur ein Ausschnitt der langen Mauer. Die gesamte Mauer ist etwa 68m lang.

Abschluss im Felons Club

Nach etwa drei Stunden endete die Führung im Felons Club.
Eine Vollmitgliedschaft kann in der Irish Republican Felons Association nur erlangen, wer einmal ein republikanischer Häftling war. Nelson Mandela ist Ehrenmitglied.
Es tat gut, sich in unserer Runde bei einem Glas Guinness über unsere Eindrücke zu einem kontroversen Thema und seiner Darstellung durch Murals in der katholischen Falls Road auszutauschen.
Danke, Pádraic, dass du uns deine Strasse so engagiert und leidenschaftlich näher gebracht hast.

Interessant zum Vergleich ist der Film Belfast von Kenneth Branagh, der darin den Nordirlandkonflikt aus Sicht eines protestantischen Jungen zeigt. Er läuft zurzeit in den deutschen Kinos.

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10 Replies to “Belfast – Falls Road Mural Tour”

  1. Liebe Barbara,
    herzlichen Dank für Deinen interessanten und detailreichen Beitrag zu einem leider immer noch aktuellen Thema.
    Wie immer in Deinen Beiträgen wird auch der Nordirlandkonflikt durch Deine passenden Fotos lebendig.
    Du beschreibst auf einfühlsame Weise das Unvermögen der Menschen, miteinander zurecht zu kommen und die Unfähigkeit der Politiker hierzu einen konstruktiven Beitrag zu leisten. Dafür ist sicherlich Belfast nur ein Beispiel, von denen es viele auf der Welt gibt. Einen weiteren prominenten Konflikt hast du uns ja vor einiger Zeit mit den Israelis und Palästinensern vor Augen geführt. Auch hier ist kein friedliches Zusammenleben absehbar. Spontan fällt mir dazu auch noch die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft in Demokraten und Republikaner ein ….
    Gott sei Dank gibt es auch mit einigen Nationen wie z.B. Frankreich und Deutschland Beispiele, wie lange Feindschaften überwunden und sie zu guten Partnern werden konnten.

    1. Liebe Angelika,

      danke für deinen ausführlichen, differenzierten Kommentar. Der Untertitel meiner Website „Reisen mit offenen Augen“ ist Programm. Und wenn ich mich schon in Belfast oder Bethlehem den historisch-politischen Gegebenheiten stelle, muss ich sie auch visualisieren und versprachlichen. Das ist anstrengend, aber wichtig für mich. Und ist ein Teil meiner Beiträge. Genauso wie der traumhafte Anblick von Venedig in der blauen Stunde.
      Liebe Grüße
      Barbara

  2. Liebe Barbara,
    danke für diesen Beitrag, der hoffentlich viele Leser*innen findet.
    Du stellst die Geschichte des Konfliktes mit den vielen unnötigen „Highlights“ wie z. B. dem Brexit sehr verständlich dar.
    So betroffen die Lektüre macht, so sehr sind deine Bilder ein Genuss!
    Sie vermitteln auf eine ganz eigene Art Hoffnung, was gut zum Kapitel „Symbole“ passt.
    Den aktuellen Kinofilm werde ich mir noch ansehen.
    Beste Grüße
    Daniel

    1. Lieber Daniel,

      Danke für deine positive Rückmeldung. Das Thema liegt mir am Herzen, deshalb habe ich versucht, es passend aufzubereiten. Es ist noch viel komplexer und komplizierter, als ich es dargestellt habe. Es freut mich aber, wenn du einen Eindruck bekommen konntest und meine Fotos das Verständnis unterstützt haben. Der Film ist sehenswert! Und ergänzt und veranschaulicht meinen Beitrag auf einer weiteren Darstellungsebene.
      Liebe Grüße
      Barbara

  3. Liebe Barbara,
    wieder so fundiert, kenntnisreich, instruktiv – was soll man sonst noch sagen, wenn alles aus den Bildern selbst spricht?! „Gelungen“, wäre ein Kommentar, der sich angesichts der damaligen – und heutigen! – Situation allerdings verbietet!
    Besonders Sinéad O’Connor bringt es auf den Punkt…

    1. Liebe Ulrike,

      danke für deine differenzierten, lobenden Worte. Es freut mich sehr, dass dir mein Beitrag gefällt. Sinéad O’Connors Foggy Dew gefällt mir atmosphärisch sehr. Ihre Stimme ist intensiv. In dem von ihr gecoverten Song Zombie wird der Geist von 1916 ebenfalls heraufbeschworen.

      Liebe Grüße
      Barbara

  4. Liebe Barbara,
    was für ein toller und intensiver Bericht! Ich hatte nur eher rudimentäre Kenntnisse über den seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt und fühle mich jetzt umfassend informiert. Irgendwie unfassbar, wohin politisch/religiöse Obsession führt. Die Murals tun ihres dazu bei, den Konflikt intensiv zu beschreiben. Alles äußerst eindringlich und aufwühlend! Es ist wirklich bedauerlich, dass der Brexit insoweit wieder alte Wunden öffnet. Schon von daher hätte es sich gelohnt, auf den Brexit zu verzichten. Vielen Dank und liebe Grüße! Rainer

    1. Lieber Rainer,
      herzlichen Dank für deinen differenzierten und sehr persönlichen Kommentar. Du hast recht, mit etwas Weitsicht hätte England den Brexit nicht umgesetzt. Aber weder auf Schottland noch Nordirland hat man Rücksicht genommen. Wichtiger ist eine Haltungsänderung. Ob die je erreicht wird? Ein erschreckendes Beispiel haben wir seit Tagen vor Augen.
      Liebe Grüße
      Barbara

  5. Ja Barbara, wie immer ist dir ein unglaublich vielfältiges (Geschichts)Portrait gelungen. Sehr interessant zu lesen, untermalt von passender Musik und Gedicht ( YouTube ist wirklich fantastisch) und natürlich deinen tollen Fotos!! Vielen Dank dafür!

    1. Sehr gerne, Lisa! Danke für deine prompte Rückmeldung. Das Thema liegt ja seit meinem Besuch in Belfast im August 2919 auf der Halde. Ich bin zwar immer mal drangegangen, habe dann aber Ende Januar ernsthaft recherchiert und meine Bilder bearbeitet. Manchmal bin ich verzweifelt, wie ich die komplexen Zusammenhänge reduziert, aber verständlich formuliere. Jetzt habe ich einfach mal losgelassen.
      Liebe Grüße
      Barbara

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