Che Guevara in Kuba – eine Legende lebt

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Wer erinnert sich noch an das Poster von Che Guevara?

Schwarz-weiß auf rotem Grund dominierte es die Zimmer Jugendlicher Ende der 60er Jahre. In meinem hing es auch. Ich hatte nicht viel Ahnung von Che Guevara. Außer, dass er das Lebensgefühl der damaligen Zeit zu repräsentieren schien:
Er kämpfte gegen Unterdrückung, Abhängigkeit und die Verkörperung des Kapitalismus: die USA.
Und er sah verdammt gut aus!

 

(https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Heroico1.jpg)

Dem kubanischen Portraitfotografen  Alberto Korda (Alberto Diaz Guiterrez) ist dieses Portrait  (mit einer Leica M2) gelungen auf der Beerdigung der Opfer der La Coubre Explosion am 5. März 1960.
Der bezeichnende Titel Guerrillero Heroico  zeigt einen melancholisch entrückten Che, den Blick in die Zukunft gerichtet, entschlossen, durch Revolutionen die Welt zu verbessern. Mit  typischem Barett mit Stern, wallendem Haar und Bart.

Es ging 1967 um die ganze Welt, und ist eines der meist reproduzierten Fotos in der Geschichte der Fotografie.

Bekannter ist allerdings die Posterversion  des irischen Künstlers Jim Fitzpatrick, der sich auf das Gesicht Che Guevaras konzentriert und es in schwarz-weiß auf rotem Grund verfremdet. Fitzpatrick gestattet allen, die sich keinen Druck leisten können, einen kostenlosen Download seines Posters zur nicht-kommerziellen Verwendung.

Interessanterweise heißt die Technik Fitzpatricks in der Fotografie der Che-Guevara-Bild-Effekt.

Kuba 2019

50 Jahre später reise ich nach Kuba und begegne Che Guevara überall:

Sein Bild ziert offizielle Gebäude wie Ministerien und Schulen, soziale Einrichtungen, Hauswände.
Die Andenkenindustrie profitiert von seinem Gesicht auf T-Shirts, Beuteln, Taschen, Zigarrenhülsen, Bechern…

Ironie der Geschichte:
Das Gesicht Che Guevaras, der sein ganzes Leben gegen den Kapitalismus kämpfte, wird in der ganzen Welt vermarktet.

Die Che Guevara Hymne

Hasta Siempre, Comandante in der traditionellen Version von Carlos Puebla ist das ausdrucksstarke akustische Pendant zur visuellen Verehrung Che Guevaras.

Die Version von Natalie Cardone fokussiert im Video auf den Christus-gleichen Leichnam Che Guevaras, der zur Legendenbildung beigetragen hat.
Buenavista Social Club und Wolf Biermann (sehr deutsch!) haben ebenfalls eine Hasta Siempre – Variante produziert.

Der Text vermittelt Revolutionsromantik pur!

Er zeigt die Erhöung Che Guevaras zu einem unsterblichen Wesen, der immer voran ging im Kampf und bei der freiwilligen Arbeit im Zuckerrohr (siehe unten, die Rückseite des 3 Peso-Scheins), und drückt gleichzeitig eine tiefe Dankbarkeit für die erfolgreiche Revolution aus.

Aprendimos a quererte
desde la histórica altura
donde el sol de tu bravura
le puso un cerco a la muerte.

Wir lernten Dich zu lieben,
Aus der Erhabenheit der Geschichte heraus,
Wo die Sonne Deiner Tapferkeit
Dem Tode einen Glorienschein verlieh.

In meiner Wahrnehmung verbindet viele Kubaner auf der Insel der Stolz auf ihre Revolution und das bisher Erreichte.
Die Melodie des Songs in der Carlos Puebla Fassung ist wunderschön!
Auch und gerade zum Tanzen…

 

Bildunterschrift: Che – Precursor del Trabajo Voluntario – Che: Vorreiter der freiwilligen Arbeit

18 Replies to “Che Guevara in Kuba – eine Legende lebt”

  1. Liebe Barbara,
    komme leider erst jetzt dazu mich zu melden.
    Toller Beitrag, klasse Bilder und Texte!
    Freue mich auf weitere Beiträge.
    Liebe Grüße aus Ingelheim
    Norbert

    1. Lieber Norbert,
      danke für deine Rückmeldung! Inzwischen sind noch zwei weitere Beiträge zu Kuba erschienen und ich sitze gerade am nächsten. Dabei habe ich noch gar nichts zu den Zigarren erzählt! Das war eine Reise mit sehr intensiven Eindrücken.
      Liebe Grüße
      Barbara

  2. Liebe Barbara,

    Glückwunsch zur Gestaltung der Internetseite.

    Musik und wechselnde Portraits zeigen, dass deine Zielsetzung trägt.

    1. Liebe Ulla, lieber Wolfgang,
      danke für eure Rückmeldung. Ich bin gespannt auf eure Videosequenzen.

  3. Liebe Barbara, prima, wie Du das Che-Gefühl getroffen hast, das uns überall in Kuba begleitet hat. Auch für Karl Walter und mich war seine Präsenz in den Herzen der Kubaner einer der nachhaltigsten Eindrücke auf dieser Reise.
    Wir freuen uns auf demnächst mehr von Dir.
    Herzlich von Barbara zu Barbara

    1. Liebe Barbara,
      das freut mich, dass ihr das Che-Gefühl auch so erlebt habt. Die Revolution und das Standhalten gegen alle wirtschaftlichen Widrigkeiten (Embargo der USA, Zusammenbruch des Ostblocks, Wegbrechen Venezuelas) scheint mir eine Bindeglied zwischen vielen Kubanern auf der Insel zu sein. Das ist schon imponierend.
      Ebenso herzlich von Barbara zu Barbara

  4. Jetzt konnte ich es vollständig sehen und muss Dir sagen liebe Bárbara sehr beeindruckend. Hat mich berührt. Danke fürs verstehen.
    Osmany

    1. Lieber Osmany,
      herzlichen Dank für deine Rückmeldung. Es ist dein Land, über das ich in einem Aspekt berichtet habe. Und wenn du dich verstanden fühlst, fühle ich mich sehr geehrt.

  5. Liebe Barbara,

    trotz späterer Generation erinnert mich das Poster an diverse Studentenkneipen, in denen es in modifizierten Formen hing.

    Danke für die spannenden Eindrücke, auch ich schließe mich an: Gefühlt war man bei der Reise dabei – eine absolute Stärke Deiner Texte!

    1. Lieber Daniel,
      herzlichen Dank für deinen Kommentar. Ich hoffe, ich kann dich weiter bei der Kubareise „mitfahren“ lassen. Rum, Zigarren und amerikanische (!) Oldtimer müssen ja noch ihren Platz finden…

  6. Sehr gelungene Darstellung, liebe Barbara! Man hat das Gefühl, man wäre bei Deiner Reise dabei gewesen.;-)

    Der Mythos „El Che“ hat mehr als nur eine Generation von Menschen auf der ganzen Welt bewegt. Dass der reale Che als Festungskommandant in Havanna auch Intellektuelle und Homosexuelle hat ermorden lassen ist die andere Seite der Medaille.

    1. Danke für deine differenzierte Rückmeldung! Die Kehrseite der Ikone Che ist mir durchaus bewusst. Ich hatte ursprünglich geplant, noch einen Abschnitt über ihn einzufügen, habe mich dann aber dagegen entschieden wegen des Umfangs und der Zielsetzung, über die Legende zu schreiben, wie sie mir in Kuba begegnet ist.

    2. So habe ich es auch verstanden: Es geht um den Mythos, die Legende Che. Tolle Fotos im Übrigen!

  7. Liebe Barbara,
    wie immer, hat man auch dieses Mal wieder den Eindruck, als wäre man selbst dabei gewesen! Sehr schön! Übrigens, den Song von Ché gibt es auch als Bachata-Version, ich weiß leider nicht den Namen des Interpreten. Habe ich ein oder zwei mal bei einer Salsa Fete gehört. In der Bachata-Version ist er etwas temperamentvoller.

    1. Danke Rainer! Das Tempo war für mich gerade richtig. Aber Nicht-Tanzen geht nicht in einem Land, das überall von Musik und Tanz umgeben ist. Wie wunderbar!

  8. Ja der CHE !! Sah WIRKLICH super aus und hing genau aus diesem Grund als Poster auch in meinem Zimmer 😉 erst mit zunehmendem Alter (und Reife)! erschloss sich mir die politische Dimension dieser Ikone. Tolle Bilder, liebe Barbara! Auch die links zu YouTube finde ich cool, da kann man sich gleich das Angesprochene anhören!!

    1. Eine Verbündete!
      Danke für dein Lob, Lisa! Ich dachte, man muss sich den Song direkt anhören können. Ich habe übrigens mit einem Kubaner aus der Band, die im Hotel Guantanamo spielte, auf dieses Lied getanzt.

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